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Karl Markovics als Wolfgang Amadeus am Wiener Volkstheater

ROLAND SCHLAGER/APA
Wien - Am Ende ist der gelassene Tod eines ans Mittelmaß geketteten Hofkompositeurs auch der des Theaters. Zweieinviertel Stunden lang lief Peter Shaffers "Play" Amadeus im Wiener Volkstheater nach allen Regeln der Museumstheaterkunst gegen den Rand der Unbeherztheit. Als schlechte Kopie des achtfach oscargekrönten Films von Milos Forman (1984) weicht diese Produktion den erst wieder neu zu entdeckenden Begriff des Genies auf: Ohne Fleiß, kein Preis, aber auch mit leider keiner!

Die an sich bittere Erkenntnis der eigenen Durchschnittlichkeit führt in Piet Dreschers nicht nur farblich gefährlich mausgrau gehaltener Inszenierung in keinerlei (psychologische) Tiefen; sie verbleibt im belanglos hölzern-clownesken Spiel verhaftet, welches allein Karl Markovics als infantil-genialer Springinsfeld Mozart knallbunt aufmischt: Die in Zuckerlrosa gehüllte Constanze (Chris Pichler) erheischend, stürmt er im bunten Gefieder die Bühne.

Die Empfindung von Glück, von Süße und Vollkommenheit, die dieser am Wiener Hof vorstellige Jungkomponist in seiner Musik scheinbar so leicht schafft, gelingt dem dort beamteten Hofkompositeur Antonio Salieri (Toni Böhm) bekanntlich nur beim Verschlingen von italienischem Konfekt. Mit einer Oper namens "Der Rauchfangkehrer" hat er es zumindest nicht geschafft.


Abgestandenes Kacki

Gottes Fluch, wie Salieri meint, und wechselt als einstiger Tugendmensch ins Fach der Intrige, um den Aufstieg des sich allen Autoritäten und Regeln widersetzenden Geschöpfes zu verhindern. Markovics versucht im ungestümen Spiel einen leblosen Abend zu retten, der nicht zu retten ist. Wie ein nervöses Kind beißt er zu, wenn er das Opus des Rivalen schamlos als "abgestandenes Kacki" bezeichnet, sich am Popo kratzt und, zu oft, als dass Höflinge dies vertrügen, vom "Scheißen" spricht.

Drescher arrangiert seine Figuren brav und dazu einfallslos innerhalb des auf Rückblenden (Salieris) basierenden Stückkorsetts, und geht damit in die Falle einer im historischen Kleid bloß bebilderten Nacherzählung. So aus der Reserve, schon eher aus der Konserve. (Margarete Affenzeller/DER STANDARD; Printausgabe, 11./12.10.2003)