Teheran/Oslo - Die diesjährige Friedensnobelpreisträgerin, die iranische Anwältin Shirin Ebadi, gilt als engagierte Streiterin für Kinder- und Frauenrechte und politisch Verfolgte. Die 54-jährige gebürtige Teheranerin absolvierte ihre juristische Ausbildung im Iran und in Frankreich. 1969 wurde sie als erste Frau im Iran Richterin. 1979 musste sie das Amt als Folge der islamischen Revolution aufgeben und arbeitete seither als Anwältin.

Menschenrechte "am wichtigsten"

Bei der Entgegennahme einer Auszeichnung im norwegischen Bergen vor drei Jahren sagte Ebadi, für sie sei die Geringschätzung von Frauen mit islamischen Grundsätzen unvereinbar. "Am wichtigsten ist nicht, welche Religion, Sprache oder Kultur man hat, sondern dass man an die Menschenrechte glaubt."

Gemeinsam mit Freunden gründete Ebadi ein Kinderhilfswerk und setzte sich für die Rechte der Frauen ein. Später engagierte sich die verheiratete Mutter zweier erwachsener Töchter verstärkt auch für politische Dissidenten. Als Anwältin arbeitete sie für Verfolgte und deren Familien und musste dafür sowohl Gefängnis wie Hausarrest und andere Repressalien in Kauf nehmen. Der Schriftsteller Faradj Sarkuhi wurde durch ihre Hilfe nach zweijähriger Haft entlassen und lebt seitdem im Exil in Frankfurt.

Unterstützung für Khatami

1997 beteiligte sie sich an der Kampagne, die zum Sieg des reformorientierten Mohammed Khatami bei der Präsidentschaftswahl führte. Sie machte sich einen Namen, als sie sich zusammen mit anderen Anwälten für die Aufklärung einer Mordserie Ende 1998 einsetzte. Damals waren mehrere Dissidenten von Agenten des iranischen Geheimdienstes ermordet worden.

Im Jahr 2000 wurde sie kurzfristig wegen der so genannten Video-Affäre verhaftet. In dem Video sollen Islamisten ihre engen Kontakte zum Establishment gestanden haben. Wegen ihrer angeblichen Verwicklung bekam sie 18 Monate auf Bewährung.

Die Menschenrechtlerin lebt in Teheran, nimmt aber immer wieder an Seminaren für Kinder- und Frauenrechte im Ausland teil. Sie wurde bereits mehrfach für ihre Tätigkeit ausgezeichnet. (APA/dpa)