Berlin - Die österreichischen Volksbanken überlegen, bei einem allfälligen Ausstieg der BayernLB aus der BAWAG P.S.K-Gruppe, die Übernahme des 46-prozentigen Anteils der Bayern an der österreichischen Bank zu prüfen, sagte Volksbanken-Verbandsanwalt Hans Hofinger vor österreichischen Journalisten in Berlin. "Wenn 46 Prozent verkauft werden sollten, werden wir uns anschauen, ob wir prüfen oder nicht."

Für Spekulationen über eventuelle Partner sei es allerdings noch zu früh. Weichenstellungen der BayernLB über ihre weiteren Pläne mit ihrer BAWAG-Beteiligung könnten nach Volksbanken-Informationen noch im Oktober fallen. Die österreichischen Volksbanken waren seinerzeit bei der Privatisierung der Österreichischen Postsparkasse (P.S.K) gemeinsam mit der zum Münchener Rück-Konzern zählenden Ergo Versicherung gegen die BAWAG angetreten.

Bank Burgenland-Übernahme ausgeschlossen

Bei der zum Verkauf anstehenden Bank Burgenland sei ein Volksbanken-Konsortium ausgeschlossen, so Hofinger vor Journalisten am Rande des diesjährigen Kongresses der Internationalen Volksbanken-Vereinigung CIBP (Confederation Internationale Des Banques Populaires) in Berlin.

Zu eventuellen Kooperationen im Zahlungsverkehr sagte Hofinger, dass eine Teilnahme an der Lösung von BAWAG und Erste Bank ebenso geprüft werde wie die Zusammenarbeit mit der Oesterreichischen Nationalbank. Wichtig sei in Kosten intensiven Bereichen eine Zusammenarbeit über Sektorgrenzen hinweg.

Neue Struktur für Osttöchter

Umstrukturierungen sind bei den Ost-Töchtern geplant. Die deutsche DZ-Bank, die am Volksbanken-Spitzeninstitut ÖVAG 25 Prozent und eine Aktie hält, wird ihre Beteiligungen an den Tochtergesellschaften in die Ostbankenholding (VBI Volksbank International) einbringen. Auch die französische Banque Federale de Populaires werde diesen Schritt vollziehen. Die deutschen und französischen Partner sollen zunächst zu 15 Prozent an der VBI beteiligt werden. Es soll einen gemeinsamen Geschäftsplan geben und die Partner sollen auch Volumsverantwortung übernehmen. Gegen "frisches Geld" könnten sie ihren Anteil auf bis zu 49 Prozent aufstocken.

Mehrheitseigentümer der VBI wird die neu gegründete VOBA Holding sein, die 85 Prozent der Anteile hält. Diese Zwischenholding wird auch für andere Aktionäre offen sein. Gedacht ist an eine Hereinnahme von italienischen Volksbanken. Gespräche laufen auch mit der Osteuropabank EBRD, die gemäß ihren Statuten Beteiligungen auf Zeit bis maximal 25 Prozent eingehen kann. Damit würde auch frisches Geld für die weitere Ostexpansion zur Verfügung stehen.

Selektives Wachstum in Osteuropa

In Osteuropa setzte man auf selektives Wachstum, sagte Christian Kaltenbrunner, Bereichsleiter für das Auslandsgeschäft in der ÖVAG und Vorstandsvorsitzender der VBI. Zukäufe etwa im Rahmen der zu erwartenden zweiten Konsolidierungswelle in der mittelosteuropäischen Bankenlandschaft seien aber nicht ausgeschlossen.

Ausgebaut werden soll unabhängig davon vor allem das Filialnetz, die Zahl der Geschäftsstellen soll pro Jahr um rund 25 bis 35 erweitert werden. Die Kosten für eine neue Filiale bezifferte Kaltenbrunner mit rund 2 bis 4 Mio. S. Ende 2003 werden die acht Ostbanken-Töchter über 123 Filialen verfügen. Bosnien und Rumänien seien nach drei Jahren bereits in den schwarzen Zahlen. Die serbische Tochter soll im zweiten Jahr profitabel sein.

Weichen für Thalhammer-Nachfolge

Über die Nachfolge des im September plötzlich verstorbenen ÖVAG-Generaldirektor Klaus Thalhammer wird der Personalausschuss des Aufsichstrates am 16. Oktober beraten, sagte Aufsichtsrats-Chef Franz Pinkl vor österreichischen Journalisten in Berlin. Beigezogen werden soll ein externer Berater, mit dessen Hilfe die Entscheidung getroffen werden soll.

Bis zur Bestellung eines neuen Vorstandes werden die Geschäftsbereich weiterhin durch die Vorstände Manfred Kunert und Erich Hackl im Rahmen der bestehenden Vertretungsregeln vollständig abgedeckt. (APA)