Montage: derStandard.at

++PRO
Von Fritz Neumann

Also, ich hab' mich natürlich schon erkundigt, wieso sie jetzt auf mich gekommen sind, die Leute vom RONDO, man kann schließlich nicht behaupten, dass mir der Mundspray-Fan aus dem Gesicht schaut, und wenn ich mir etwas zwischen die Kiefer schiebe, dann kann ich das kauen und/oder schlucken. Nur rein sicherheitshalber hab' ich also nachgefragt, ob es sich vielleicht um einen Wink mit dem Zaunpfahl handelt, aber die Christa vom RONDO hat "Nein" mit vier Rufzeichen zurückgemailt, ich hab' mir dann sogar noch die Hand vor den Mund gehalten und durch die Nase eingeatmet. Und überlebt.

Ich geh' also einmal nicht von mir aus, sondern bitte dich, darüber nachzudenken, wie es ist, wenn dir jemand mit Mundgeruch begegnet. (Übrigens ist "Muru" eine der besten Abkürzungen weltweit). Du kennst sicher auch ein paar Leute, die einen ordentlichen Muru haben, manchmal beugen sie sich völlig unvermutet herüber und hauchen dir ihren ganzen Muru entgegen. Dann zieht es doch auch dir die Schuhe aus. Und du wirst mir zustimmen, dass Menschen mit einem Muru gefälligst irgendetwas dagegen tun sollen. Scharfe Zuckerl lutschen, achtmal am Tag Zähne putzen und gurgeln – oder eben zum Mundspray greifen.

Ich hab' einen 14 Jahre alten Hund, ich weiß, was ein Muru ist. Man müsste ihm täglich die Zähne putzen, dem Hund, aber das ist halt eine sehr komplizierte Prozedur und auch nicht ungefährlich, weil der Hund das Zähneputzen ganz und gar nicht mag. Er ist immerhin insofern unschuldig, als er sich weder selbst die Zähne putzen noch einen Mundspray halten kann. Aber welche Ausrede, bitte schön, hat der Muru-Mensch?

--CONTRA
von Ljubisa Tosic

Auch wenn unser Sponsorenvertrag mit Odol jetzt platzt, ganz klar: Ein Kaugummi und ein Zuckerl tun's auch. Wenn die nicht reichen, handelt es sich sowieso um Heliotosis, also um ein Mundduftproblemchen, das von Siedlungen garstiger Bakterien verursacht wird und einer Sonderbehandlung zugeführt werden muss. Ein Spray würde da auch nichts ausrichten; und welch ein ernüchternder Anblick, jemanden zu sehen, der versucht, durch den Sprayvorgang etwas zu verbergen! Wenn schon, dann soll dieser liebes-und freundschaftstötende Sprüh-Akt der Vertuschung in der Badezimmerdunkelheit bleiben. Zudem, warum nicht jemandem geruchsintensiv, mit der ehrlichen, erdigen, aus dem oralen Zentrum kommenden Wolke mitteilen, dass man ihn nicht riechen kann? Viel zu selten greifen wir zu Symbolen abseits des Verbalen, um die Rückseite unserer Sympathie zu präsentieren.

Wir haben ja nicht die Möglichkeiten eines George W. Bush, um unser Wohlwollen räumlich zu dosieren, indem wir etwa Gerhard Schröder treffen, aber nur im kühlen Hotel. Und im Gegenzug den lieben Berlusconi nicht im Weißen Haus, nicht in Camp David, nein, zu Hause auf der Ranch umarmen. Unsere beschränkten Mittel sollten uns also nicht dazu verleiten, auf die Duftsymbolik zu verzichten. Würde uns zum Beispiel ein Treffen mit George bevorstehen, wir würden davor nur Knoblauch essen, um unserem "Nice to meet you!" die richtige Aura zu verleihen. Falls nicht jemand einen Knoblauchspray erfindet, dessen ekligen Einsatz wir George sicher auch nicht vorenthalten könnten. (Der Standard/rondo/10/10/2003)