Wien - Sambucus nigra L., der Schwarze Holunder, gilt seit Jahren als Hausmittel gegen Erkältungen. Laut pharmakologischen Studien wirkt die Pflanze bei Virusgrippen und grippalen Infekten. Das Extrakt Sambucol wurde am Donnerstag in Wien vorgestellt. Die Ausprägung grippaler Symptome konnte durch das Präparat abgeschwächt werden, erklärte die Entwicklerin, Virologin Dr. Madeleine Mumcuoglu. Jährlich sterben rund 2.500 Menschen in Österreich an der "echten" Grippe.

Sambucus nigra L. enthält Anthocyane, Flavonoide, Fruchtsäuren und Vitamine. Vor allem der Anteil der Anthocyane, der violett-schwarzen Pflanzenfarbstoffe, ist höher als bei anderen Obstsorten. Sie schützen durch Freie Radikale die Zellmembranen vor Veränderungen, Grippeerreger können nicht in die Zellen eindringen. Holunder-Extrakte helfen nicht nur zur Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte, sie verkürzen bei einem akuten Infekt auch die Krankheitsdauer, erklärte Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kubelka vom Institut für Pharmakognosie der Universität Wien.

Buschiger Baum

Der "Holler" ist ein bis zu sieben Meter hoher buschiger Baum, er wächst in Europa, Asien und Nordamerika an Bachufern, in Auwäldern, an Waldrändern. Unreife oder nicht ausreichend verarbeitete Beeren können kleine Mengen an Blausäureglykosiden enthalten, was zu Übelkeit führen kann. Sie sollten daher nicht in rohem Zustand gegessen werden.

Wegen seiner vielfältigen Anwendung wurde Holunder als "Arzneischrank der Natur" bezeichnet. Holunderwein mit Zucker vor dem Schlafengehen galt im Mittelalter als Kur bei Erkältungen. Die Wirkung der getrockneten Blüten bei Erkältungskrankheiten als schweißtreibendes Mittel und zur Steigerung der Bronchialsekretion ist schon seit langem pharmakologisch anerkannt.

Seit ihrer pharmazeutischen Doktorarbeit vor 20 Jahren befasst sich Mumcuoglu mit der Forschung an der Holunderbeere. Ihr gelang es auch, die Wirkstoffe der Holunderbeere zu isolieren und eine "AntiVirin"-Verbindung als speziellen Wirkkomplex für Sambucol herzustellen. (APA)