München - Die bayerische HypoVereinsbank (HVB), Mutter der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA), stärkt mit dem Verkauf der Bank von Ernst ihre dünne Kapitaldecke weiter. Die Royal Bank of Scotland (RBS) zahlt für die auf Vermögensverwaltung spezialisierte Schweizer Traditionsbank 323 Mio. Euro, teilte die HVB am Donnerstag in München mit. Finanzkreisen zufolge beträgt der Buchgewinn 250 Mio. Euro.

Mit dem jetzigen Verkauf der Bank von Ernst ist die HVB nach dem Börsengang ihrer Wiener Tochterbank BA-CA und der vor wenigen Tagen erfolgten Abspaltung des Gewerbeimmobilien-Geschäfts bei ihrem radikalen Konzernumbau wieder einen Schritt weiter gekommen. Nun stehen noch der Verkauf des Getränkekonzerns Brau und Brunnen sowie des Bankhauses Maffei und der Bethmann Bank an. Was davon noch heuer klappt, gilt als offen.

Milliardeneinnahmen

Mit dem Börsengang der BA-CA und dem Verkauf der Norisbank hat die HVB in den letzten Monaten gut 1,5 Mrd. Euro eingenommen, mit dem Verkauf der Bank von Ernst hat Deutschlands zweitgrößte Bank ihre selbst vorgegebene Zielgröße von 1,7 Mrd. Euro aus Beteiligungsverkäufen bereits erreicht.

Die Bank von Ernst beschäftigt rund 450 Mitarbeiter, verwaltet ein Vermögen von 8,3 Mrd. Euro. Per Ende Juni 2002 wies sie eine Bilanzsumme von rund einer Milliarde Euro aus. Das 1869 gegründete Institut war vor zehn Jahren von der Bayerischen Vereinsbank, einem der Vorgängerinstitute der HVB, gekauft worden. Die Vereinsbank hatte damals auch 50 Prozent aus dem Besitz der österreichischen Creditanstalt (CA) übernommen.

Ankauf über Tochter Coutts Bank

Die Royal Bank of Scotland kauft die Bank von Ernst über ihre Tochter Coutts Bank, deren prominenteste Kundin die Queen ist. Der Kaufpreis wird in Cash bezahlt. Die Transaktion soll bis Ende 2003 abgeschlossen sein, wenn die Aufsichtsbehörden zustimmen. HVB und Coutts Bank verständigten sich auf eine weitere Kooperation. Die Geschäftsbeziehungen zwischen der HVB und der Bank von Ernst sollen fortgesetzt werden.

"Mit dem Verkauf der Bank von Ernst schärfen wir unser Profil in den Kernmärkten Deutschland, Österreich sowie in Zentral- und Osteuropa und stärken die Eigenkapitalbasis der HVB", sagte HypoVereinsbank-Chef Dieter Rampl. Nach Angaben aus Finanzkreisen steigt mit dem Verkauf der Bank von Ernst die Kernkapitalquote der Münchener Großbank von zuletzt rund 6 Prozent um 0,1 Prozentpunkte. Rampl will diese für Banken wichtige Kennziffer in diesem Jahr auf rund 7 Prozent steigern.

"Akzeptabler Preis"

Analysten sagten heute, der Verkauf der Bank von Ernst sei nicht überzubewerten. "Das scheint mir ein akzeptabler Preis für beide Seiten zu sein. Er entspricht vier Prozent des verwalteten Vermögens der Schweizer Bank", sagte Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler. Die Bank habe aber noch viel Arbeit vor sich, um ihre Kapitalbasis weiter zu stärken. "Es ist ein kleiner Schritt auf einem langen Weg und kein großer Befreiungsschlag." Auch die Landesbank Rheinland-Pfalz beurteilt den Verkauf positiv, stuft die HVB-Papiere allerdings unverändert mit "Underperformer" ein.

Der Aktienkurs der HypoVereinsbank stieg am Donnerstag zwischenzeitlich um gut 2 Prozent auf 14,30 Euro. Anfang der Woche hatte die zweitgrößte deutsche Bank ihre bisherige Immo-Tochter Hypo Real Estate an die Börse gebracht und sich so komplett vom professionellen Immobiliengeschäft getrennt.(APA/dpa/Reuters)