Sie wurden beide als österreichische Staatsbürger geboren, schlossen beide das Studium der Betriebswirtschaftslehre ab und haben zwei weitere Dinge gemeinsam: Arnold Schwarzenegger und Karl-Heinz Grasser sind internationale Medienhelden, die sich politisch mit Kampfrhetorik gegen überbordende staatliche Defizite profiliert haben.

Der Steirer Schwarzenegger besiegte den amtierenden kalifornischen Gouverneur mit dem Versprechen, den enormen Fehlbetrag im Budget des "Golden State" zu beseitigen. Der Kärntner Grasser hat mit seinem Mantra vom "Nulldefizit" die Österreicher - für und gegen sich - mobilisiert. Zumindest bis zum Mai diesen Jahres, als er dieses Ziel bis auf weiteres aufgab.

Doch Grasser hat schon eine neue Rolle im Defizittheater gefunden - als Mister Drei Prozent auf internationaler Bühne. Am Rande von EU-Finanzministerräten tritt er als wortgewaltiger Verteidiger des Stabilitätspakts und der darin fest geschriebenen Dreiprozentgrenze für Budgetfehlbeträge auf. Daher erliegt nicht nur Österreichs Medienszene dem Charme seiner Druckreife, sondern auch die Crème de la crème der europäischen Wirtschaftspresse. Wo seine EU-Ministerkollegen nur Worthülsen verbreiten, redet KHG Tacheles und plaudert zuweilen Wissenswertes aus dem abgeschirmten Klub der Eurogruppe aus.

Medial umso wertvoller ist sein Beitrag, als der Ex-FPÖ-Minister gerade die französischen Defiziteskapaden immer wieder deutlich geißelt. Dass er mit seinem Ruf nach absoluter Strenge im Kreise der Finanzminister mittlerweile auf verlorenem Posten steht, tut der Bedeutung seiner Rolle keinen Abbruch: Grasser profiliert sich als internationaler Finanzpolitiker. Bedauerlich ist für ihn nur, dass er seinen französischen Kollegen Francis Mer nicht durch einen Recall aus dem Amt drängen kann. (DER STANDARD Printausgabe, 9.10.2003)