Besonderheit des Grazer Frauenrates war und ist die Teilnahme von Parteifrauen. Irene Windisch, die zuerst die Grünen als Parteifrau im Rat vertrat: "Die Grete hat es verstanden, alle Seiten einzubinden. Das war nicht nur "so eine linke G'schicht". Die ÖVP hat sich zwar lange geweigert. Aber der Anspruch war schon, alle Frauen zu vertreten. Genauso wie es die Grete als Frauenbeauftragte auch als ihre Aufgabe gesehen hat."
Breite als Chance für den Feministischen Frauenrat?
Anders als in Graz will der Feministische Frauenrat Österreichs keine Parteifrauen in die Organisation aufnehmen. Grete Schurz, erste Frauenbeauftragte und somit auch ehemalige erste Vorsitzende eines unabhängigen Frauenrats in Österreich, sieht hingegen in der Einbindung von Parteifrauen eine große Chance. "Bei uns ist das sehr gut, dass Frauen aus allen Gemeinderatsparteien vertreten sind. Die Politikerinnen sind oft sehr toll, haben aber nicht so viel Macht. Mit dem Frauenrat, mit 60-70 Organisationen im Rücken sozusagen, können sie unsere Anliegen viel besser vertreten. Da können wir ihnen auch quasi helfen. Und es gibt mehr Themen, als man glaubt, die über Parteigrenzen hinweg Konsens finden."
Ebenso sieht es die momentane Grazer Frauenbeauftragte Dani Jauk: "Ich habe damit auch gute Erfahrungen gemacht. Es gibt Forderungen, die alle Frauen mittragen, zum Beispiel die Gleichstellung am Arbeitsplatz oder unsere Forderungen nach mehr Gynäkologinnen mit Kassenvertrag."
Idee sinnvoll und wichtig, Formgebung noch unklar
Über eines sind sich aber alle klar: die Installierung eines österreichweiten Frauenrats tut Not. Dani Jauk: "Klar ist eine österreichweite Vernetzung eine große Chance, wenn wir es schaffen. Bei diesen vielen Feminismen, die es gibt, ist es sicherlich auch schwierig, schnell und gebündelt zu argumentieren. Ich denke, dass wir schneller arbeiten können, wenn wir toleranter werden unter uns Frauen."
Und Irene Windisch, mittlerweile als Geschäftsführerin von Danaida im Frauenrat, meint dazu: "Prinzipiell ist die Idee sehr sinnvoll. Ich glaube aber, dass gerade in Zeiten wie diesen - mit Kindergeld und Wertediskussionen - ein gewisses Maß an Pragmatismus notwendig ist, um etwas zu erreichen. Es braucht Frauen, die einen sehr starken Bezug zur momentanen politischen Lage haben. Grundsätzliche Fragen, wie zum Beispiel, ob man überhaupt Geld von der schwarzblauen Regierung nehmen soll, finde ich unnütz. Das ist ja nicht das Geld der Regierung, sondern wir haben da einen Anspruch drauf."