Deutsche Medienmanager sehen nur spärliche Chancen für bundesweites Privatfernsehen in Österreich. Sowohl Günter Struve, Programmdirektor der ARD, als auch Urs Rohner, Chef der ProSiebenSat.1-Gruppe, zeigten sich am Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion auf den Österreichischen Mediengesprächen höchst skeptisch.

Ähnlich wie in der Schweiz, wo der Start von Privatfernsehen lange hinausgezögert worden sei, ist laut Rohner, selbst Schweizer, der Markt mit einem starken öffentlich-rechtlichen Sender mit Werbefinanzierung sowie den deutschen Privatsendern "zu". "Ein Privatsender bräuchte 15 bis 20 Prozent Marktanteil, um zu reüssieren - ich glaube, das ist nicht zu erwarten." Sehr wohl Chancen sieht Rohner für regionales und lokales privates Fernsehen, "wenn es gut gemacht ist".

"Der ORF verhält sich seit Jahren hoch kompetetiv"

Auch Struve sieht eigentlich keinen Platz auf dem heimischen Fernsehmarkt: "Der ORF verhält sich seit Jahren hoch kompetetiv." ORF 1 und ORF 2 böten "eine Mischung, mit der ich auskommen würde, und alles an Hochkultur, aber auch nicht so hoher Kultur, das ich brauche."

"Militantere Formen" wird laut Struve aber auch in Österreich "irgendwann" der Wettbewerb um Fernsehrechte annehmen. Struve und Rohner matchten sich zu diesem Thema auch auf dem Podium recht eifrig. Für Rohner ist es nämlich schlicht "grotesk" und "Marktverfälschung", dass ein gebührenfinanzierter Sender "Rechte aufkauft, die er nicht refinanzieren kann", meinte er in Anspielung auf die deutsche Fußball-Bundesliga, die seit dieser Saison wieder bei der ARD beheimatet ist.

"Konstruktionsfehler"

Rohner verwies auf ein "Gebührenvolumen von rund 7,5 Milliarden Euro gegenüber 4,4 Milliarden Euro privatem Werbevolumen". Zugleich sei der Werbemarkt rückläufig, die Öffentlich-Rechtlichen aber forderten eine Gebührenerhöhung. Für Rohner schlicht ein "Konstruktionsfehler".

"Wir kaufen Ware, an der auch Herr Rohner interessiert ist, und nicht nur Opern aus Graz", bestätigte Struve gelassen. Unfaire Verhältnisse will er dennoch nicht gelten lassen. Immerhin würden sich die Privaten 91 Prozent des Werbekuchens abschneiden, die Öffentlich-Rechtlichen nur neun Prozent. Und die deutschen Zuschauer verbrächten 60 Prozent ihrer Zeit bei Privaten, 40 Prozent bei ARD und ZDF. "Das ist ein echtes duales System", so Struve.

Manche Segmente überlasse man fast zur Gänze den Privaten

Manche Segmente überlasse man mittlerweile ohnehin fast zu Gänze den Privaten, so Struve: "Wir haben praktisch keine Hauptsendeplätze für amerikanische Ware mehr, außer für ausgesuchte Spielfilme." Amerikanische Ware habe vor 15 Jahren, "in Zeiten des Monopols", eine "ungleich größere Rolle" für die ARD gespielt. Heutzutage setze man auf Eigenproduktion, "home-made ist viel beliebter als US-Ware", so Struve. (APA)