Wien/Graz - Roland Geyer hat hoch gepokert - und gewonnen. Denn die Wiener ließen ihn doch nicht nach Graz ziehen, wo er Anfang Juli zum Opernintendanten designiert wurde: In der Pressekonferenz des Bürgermeisters wurde der Gründer der Festivals Klangbogen und Osterklang als Intendant des Theaters an der Wien präsentiert, das ab dem Mozart-Jahr 2006 als Opernhaus genutzt werden soll.

Die weiteren zwei Häuser der Vereinigten Bühnen Wien werden von Kathrin Zechner geleitet (Ausschreibungen seien laut Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny gesetzlich nicht nötig gewesen): Das Raimundtheater bleibt Heimstätte des Musicals, im Ronacher soll es Unterhaltungstheater geben. Die Ex-ORF-Intendantin will ausschließlich Eigenproduktionen herausbringen. Der Fellner-Bau, vor einem Jahrzehnt lediglich "light" renoviert, muss zuvor technisch aufgerüstet werden: Um Zechners Wünsche zu erfüllen, müssten 30 bis 45 Millionen Euro investiert werden.

Die Frage, ob die Stadt dazu bereit ist, ließ Finanzstadtrat Sepp Rieder offen. Denkbar sei ein zweistufiger Umbau. Die Arbeiten müssen aber bis Herbst 2005 abgeschlossen sein, sagt Zechner. Ihr auf fünf Jahre befristeter Vertrag beginnt mit 2004.

Geyer werden zwei Jahre Vorbereitungszeit zugestanden; sein Vertrag läuft daher bis Silvester 2010. Er möchte im Theater an der Wien alle Musiktheaterformen präsentieren, die zum Haus passen: Barockopern, Mozart, Zeitgenössisches.

Konkret wurden weder er noch Zechner. Unbeantwortet blieb auch die Frage, wie hoch der Mehrbedarf ausfallen werde. Zechner besteht auf der Höhe der Subventionen, die bisher für das Raimundtheater und das Theater an der Wien (das Ronacher war kostenneutral als Gastspielhaus zu führen) ausgegeben wurden.

Den Grazer Bühnen hatte Geyer erst am Montag abgesagt. Er begründete seine Entschluss damit, dass der "Pseudodesignierung" keine Taten gefolgt seien. Er will Chefdirigent Philippe Jordan, der seinen Grazer Vertrag auslaufen lässt, nun nach Wien holen.

In Graz reagierte man sogleich: Jörg Koßdorff, seit dem plötzlichen Abgang von Karen Stone interimistischer Chef, wurde mit der Intendanz bis 31. August 2006 betraut. Die Geschäftsführerposten sollen nun (Thomas Trenkler/DER STANDARD; Printausgabe, 8.10.2003)