Wien - Die Pleite des Klosterneuburger Telemetrieunternehmens Adcon wird das Halbjahresergebnis des an Adcon mit gut 5 Prozent beteiligten steirischen Leiterplattenproduzenten AT&S mit 1,75 Mio. Euro belasten. "Wir schreiben das jetzt einmal zum Halbjahr ab, wenn dann später noch etwas hereinkommt, wird keiner bös' sein", sagte AT&S-Finanzvorstand Harald Sommerer am Donnerstag auf Anfrage der APA. "Das ist für uns aber kein Grund, von unserer Jahres-Guidance abzurücken."

AT&S erwartet für das laufende Geschäftsjahr 2003/04 (per 31. März) ein zehn- bis 20-prozentiges Umsatzwachstum und ein Ergebnis pro Aktie auf Vorjahresniveau (33 Cent).

Beteiligung im letzten Jahr

AT&S hatte sich anlässlich einer Kapitalerhöhung vor einem Jahr mit 500.000 Aktien zu je 1,5 Euro an Adcon beteiligt und für etwa eine Million Euro eine Wandelanleihe gezeichnet. Hintergrund war eine Technologie-Kooperation der beiden Firmen für das Chip-Design. Rückflüsse kleineren Ausmaßes erwartet sich AT&S aus dem (nicht bekannten) Kaufpreis, den ein Fond von Global Equity Partners (GEP) für die Adcon Telemetry AG an die Konkursmasse gezahlt hat.

Eine Klage gegen das frühere Adcon-Management will Sommerer nicht ausschließen, "im Grunde prüfen wir derzeit aber nur den Sachverhalt". Es sei für AT&S derzeit "nicht nachvollziehbar, wieso das Geschäft von Adcon kurzfristig so eingebrochen ist". Die auf drei Jahre angelegte Technologiekooperation mit Adcon sei "nur ein Jahr gelaufen und hat damit nicht das gebracht, was wir uns erwartet haben. Die ist jetzt weg", sagte Sommerer.

In Indien baut AT&S ein bestehendes Leiterplattenwerk aus, ein auch ins Auge gefasster kompletter Neubau findet vorerst nicht statt. "Der indische Markt ist so erfolgreich, dass ein ein weiterer Expansionsschritt nicht unwahrscheinlich ist", sagte Sommerer der APA. Die derzeit laufende Erweiterungsinvestition kostet nach früheren Angaben 5 Mio. Euro und soll den aus Indien erzielten Umsatz von derzeit 30 auf 39 Mio. Euro steigen lassen.

Neuer Investor

Für die insolvente Klosterneuburger Hightech-Firma Adcon hat sich am Mittwoch ein Finanzinvestor gefunden: Der von Global Equity Partners (GEP) verwaltete Fonds HTA III Beteiligungs-Invest AG kauft aus der Konkursmasse zu 100 Prozent die Anteile des Anbieters digitaler Funkübertragungssysteme.

Seit heute ist die Adcon Telemetry AG im Eigentum der HTA III Beteiligungs-Invest AG, teilte GEP Mittwochvormittag mit. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Positives Ergebnis schon im ersten Jahr

GEP-Vorstand Herbert Herdlicka rechnet damit, schon im ersten Jahr ein positives Betriebsergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) zu erwirtschaften. Adcon habe fundiertes Know-how, gute technologische Entwicklungen und eine Reihe großer internationaler Kunden. Für 2004 werde ein Umsatz von 2,5 bis 4 Mio. Euro erwartet. Als Zielmärkte hat der neue Adcon-Eigentümer Europa, USA, Australien und Südafrika im Visier.

Wie GEP weiter mitteilte, werde sich Adcon künftig auf das Kerngeschäft Telemetrie konzentrieren. Die neu zu gründende GmbH - der Firmenname steht noch nicht fest - wird mit einem Team aus 10 bis 15 Mitarbeitern operativ tätig sein. Die Geschäftsführung übernimmt vorerst Herbert Herdlicka.

Konkurs

Wie berichtet musste Adcon Mitte September mit 12,1 Mio. Euro Passiva Konkurs anmelden. Die Pleite des Klosterneuburger Unternehmens ist heuer die größte Insolvenz in Niederösterreich. Von der Insolvenz betroffen sind 200 Gläubiger und 31 Beschäftigte. Ende August hatte das im Sommer 1999 an den Frankfurter Neuen Markt gebrachte NÖ-Unternehmen noch versucht, einen außergerichtlichen Forderungsnachlass von 75 Prozent bei den Gläubigern zu erreichen.

GEP ist eine Investmentfirma mit Sitz in Wien, die seit 1998 Risikokapital-Beteiligungsgesellschaften verwaltet. Institutionelle Investoren aus Österreich, Deutschland und der Schweiz haben laut GEP bisher mehr als 200 Mio. Euro Beteiligungskapital zur Verfügung gestellt. Investitionsschwerpunkte sind die Bereiche Venture Capital, Private Equity und Real Estate.(APA)