Auch gemäßigte Kritiker des Vietnamkriegs konnten sich dieser Analogie schwer verschließen, und so rief de Antonio einen Experten nach dem anderen in den Zeugenstand. In the Year of the Pig wurde ein Klassiker des Agitpropkinos, gerade weil de Antonio so sachlich blieb. Es gibt polemische Montagen in diesem Film, starke Zeichen wie die Selbstverbrennung eines Mönchs. Zumeist aber betreibt de Antonio einfach Aufklärung - lässt Wochenschaumaterial sprechen, hört Politikern zu, konfrontiert Aussagen mit Bildern.
Auf diese Weise hat der 1989 verstorbene Filmemacher so etwas wie eine Chronik Amerikas im Kalten Krieg geschaffen. Inmitten der Paranoia behielt er den Überblick. Aus den Anhörungen der McCarthy-Ausschüsse, aus deren Kommunistenangst auch die Entscheidung motiviert war, sich in Vietnam zu engagieren, montierte er 1964 Point of Order. Schon hier ist Selbstentlarvung sein wichtigstes Prinzip.
De Antonio, dessen Wurzeln im "New American Cinema" der 60er-Jahre liegen, wird als legendäre Figur der zeitgenössischen New Yorker Boheme beschrieben. Aber nur im Spätwerk Mr. Hoover and I erzählt er seine eigene Geschichte im Spiegel des FBI, das den prononcierten Linken immer im Visier hatte.
1968 war auch für de Antonio ein prägendes Jahr: Der Wahlkonvent der Demokraten, die Attentate auf Robert Kennedy und Martin Luther King, das Scheitern der Protestbewegung hat er in dem beinahe vergessenen America Is Hard to See analysiert.
Der satirische Kompilationsfilm Millhouse machte Richard Nixon dann in einer Weise lächerlich, die wesentliche Momente der Präsidentschaften Reagan und Bush II vorwegnahm. 1972 nahm de Antonio eine überraschende Auszeit von seiner Rolle als politischer Propagandist und veröffentlichte Painters Painting, eine Untersuchung über die amerikanische Malerei nach dem Krieg, deren Nationalcharakter er gerade in dessen Transzendierung fand.