Gelsenkirchen - Akademiker müssen meist deutlich länger arbeiten als Beschäftigte mit niedriger oder mittlerer Qualifikation - außer in Italien. Das ist das Ergebnis einer am Montag veröffentlichten Studie des Gelsenkirchener Instituts Arbeit und Technik.

Der Untersuchung zufolge sind Höherqualifizierte in Großbritannien mit 40,6 Wochenstunden rund fünf Stunden länger im Beruf eingespannt als Beschäftigte in einfachen Jobs. In Deutschland sind es 3,6 Stunden, in Schweden immerhin noch zwei Stunden mehr. Nur in Italien arbeiten Beschäftigte mit hoher Qualifikation 4,5 Stunden kürzer als die mit geringer und mittlerer Qualifikation.

Lange "Gehirnlaufzeiten"

Ein wesentlicher Grund für die mit der Qualifikation steigende Arbeitszeit in Großbritannien, Deutschland und Schweden sei, dass Unternehmen "ihre Investitionen in die Qualifikation der Beschäftigten durch möglichst lange 'Gehirnlaufzeiten' schneller zu amortisieren trachten", erklärte Arbeitszeitforscher Sebastian Schief.

In allen vier Ländern arbeiten der Untersuchung zufolge hoch qualifizierte Männer länger als weibliche hoch Qualifizierte. Dieser Unterschied ist in Italien mit fast neun Stunden am größten, in Schweden (1,5 Stunden) am kleinsten. Zwischen diesen beiden Polen liegen Deutschland mit 5,4 Stunden und Großbritannien mit 4,6 Stunden.

Ausnahme Italien

Die Ergebnisse Italiens unterscheiden sich von allen anderen Ländern: Tradierte Privilegien, eine niedrige Frauenerwerbsquote und ein niedriger Anteil an höher Qualifizierten wirkten sich hier aus, erläuterte das Institut. Für Beamte gelte in Italien eine vertragliche Wochenarbeitszeit von 36 Stunden, zum anderen liege die Wochenarbeitszeit einer großen Zahl von Lehrerinnen und Lehrern zwischen 15 und 20 Stunden pro Woche. Diese beiden Gruppen machten einen Großteil der niedrigen Wochenarbeitszeiten von höher Qualifizierten aus. (APA/AP)