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Dass der Präsenzdienst für Männer eine ungerechte Sache ist, steht außer Frage. Schließlich erhalten die Präsenzdiener kaum Entgeld für ihren - in der Regel - neunmonatigen Dienst am Staat. Und die Verweigerung der Waffenhantiererei weitet den Zwangsdienst zusätzlich auf 12 Monate im zivilen Bereich aus - eine Strafe, die, wie die Zahlen der Zivildiener zeigen, nicht wirklich abschreckt.

Sozialberuf statt Teilzeitjob?

Der am Montag laut gewordene Vorschlag der parteifreien Gewerkschafter, wonach Frauen zukünfig auch zu einem einjährigen Zivildienst verpflichtet werden sollten, würde diese Ungerechtigkeit nicht beseitigen. Im Gegenteil: Es wäre die Verstärkung eines bereits jetzt nicht beizukommenden Ungleichgewichts, wonach Frauen den Großteil an sozialen Diensten verrichten. Ob unentgeltlich im familiären Bereich oder beruflich in Form von Pflege- oder Erziehungsberufen, die Frauen stellen die Mehrheit. Ganz zu schweigen von ihrem Einsatz in der Kindererziehung. Umso fraglicher erscheint das Argument der Gewerkschafter, wonach sich durch eine Neuregelung mehr Jugendliche für einen Sozialberuf entscheiden würden: "Viele Frauen bräuchten keinen Teilzeitjob, sondern hätten einen sicheren Sozialberuf." Tja, ein Blick auf die Statistik hätte genügt, um zu erkennen, dass sich vor allem Frauen in dem als "sicher" beschriebenen Tätigkeitsfeld tummeln und atypische Arbeitsformen auch nicht vor einer Altenpflegerin halt machen.

Als weiteren Bonuspunkt einer Zivildienst-Änderung sehen die Parteifreien das Verdrängen von ausländischen Arbeitskräften, mit deren Hilfe der derzeitige Pflege-Mangel ausgeglichen wird. Altenpflege wieder in österreichische, weibliche Hand! - Ein grusliger Wahlspruch, mit dem die parteifreie Gewerkschaft nicht alt werden sollte.

Mögliche Fachausbildungen

Mit ihrer Forderung berufen sich die parteifreien GewerkschafterInnen auf den Gleichheitsgrundsatz der Bundesverfassung, den sie nach der derzeitigen Regelung für gebrochen erachten. Schließlich müßten Männer derzeit zwölf Monate "ohne Fachausbildung" einen Sozialberuf absolvieren, Frechheit! Die Redaktion von die Standard.at fordert ab sofort verpflichtende Fachausbildungen für Frauen wie Männer in den Bereichen Babysitting, Kindererziehung, Altenpflege, Seelsorge, Beziehungspflege und Haushaltsführung. Und damit auch wirklich alle Generationen in den Genuss von qualifizierter Zivil-Arbeit kommen, sollen die Kurse auch für alle Altersstufen verpflichtend sein... Das dürfte allerdings mehr im Sinn des Gleichheitsgrundsatzes als in dem der parteifreien Gewerkschaft sein. (freu)