Peter Bäldle aus Mailand

Miuccia Prada hatte den Flieger zurück in die Fifties genommen, was große Schautafeln mit Flugrouten vor den Wänden ihres Defileetheaters signalisierten. Prompt glich ihre Mode einer schönen Urlaubserinnerung an ferne, unbeschwerte Tage in Venedig oder Rimini im Wirtschaftswunder-Hoch.

"Es ging mir um Kulturtourismus", sagte sie später nach der Schau, "auch bin ich ganz besessen von dem Gedanken, dass große Konzerne nicht die Dinge zerstören sollten, die noch von Hand gemacht werden." Dazu gehören auch die Batikstoffe mit den die Farbe wechselnden Tauchmustern, die sie so zuschnitt, dass sie den Blick auf Schultern und Hüften ihrer Hemdblusen und Plisseeröcke lenkten. Miuccias Farben waren dunkel. Rostbraun stellt sie neben Wermutrot, Mausgrau und Delfter Blau.

So kolorierte sie weite, lässige Männerhosen mit Gilets, die mit sommerlich aufgeknöpften Hemdblusenkleidern über Shorts wechselten. Grafische Foularddrucke und schraffierte Souvenirbilder im Stil von Bernard Buffet waren typisch für sie.

Tom Ford indessen enthielt sich für Gucci weitgehend aller Bezüge auf zurückliegende Dekaden. Vielmehr hatte er das Olympiajahr 2004 im Visier mit superweiten Kapuzenblousons und lässigen Pyjamahosen, deren Seiten breite Rennstreifen in Pink oder Neongelb entlangsausten. Oberteile mit Korsetteriedetails und hochhackige, goldene Sandaletten verhinderten aber, dass ihm das Ganze zu sportlich geriet.

Die ewige Eva

Für Ford jedenfalls scheinen Korsetts und Jogginganzüge die beiden Pole zu sein, zwischen denen sich das Leben der modernen Frau bewegt. Dabei verließ er sich für den Abend eher auf das traditionelle Rollenbild, als üppige Marabu-Boleros wie Puderquasten kurvige, schwarze Spitzenkleider begleiteten. Silbern funkelnde Strassschlangen umwanden deren Ärmel oder Oberteil.

Das Bild der Frau als "ewige Eva" hat jedenfalls noch nicht ausgedient!