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Künftige Spitzenkandidatin Elisabeth Scheucher und Kärntner ÖVP-Landesobmann Georg Wurmitzer
Foto: APA/Eggenberger

Ehrgeiz ist wohl die hervorstechendste Eigenschaft von Elisabeth Scheucher-Pichler. Ihr weniger freundlich Gesonnene bezeichnen sie eher als beinharte Karrierefrau.

Polit-Profi

Faktum ist, dass es die Kärntner ÖVP-Vorzeigefrau ohne ihren unbeirrbaren Willen, in der Politik ganz nach oben zu kommen, nicht geschafft hätte, Spitzenkandidatin ihrer Partei für die kommenden Landtagswahlen zu werden. Vor allem deshalb nicht, weil sie als Ehefrau des Klagenfurter VP-Bürgermeisters Harald Scheucher lange genug ein politisches Schattendasein führen musste.

Dabei ist die 49-jährige Unternehmerin keineswegs eine Quereinsteigerin. Eher schon ein Politprofi, die ihre Karriere bereits im Hintergrund minutiös geplant und dann Zug um Zug umgesetzt hat. Und die sich auch immer wieder auf gewichtige FördererInnen in der Volkspartei verlassen konnte. Schon mit 16 Jahren engagierte sich die 1954 in Klagenfurt Geborene in der ÖVP-Jugendarbeit. 1979 zog sie in den Gemeinderat ein, dem sie bis 1991 angehörte.

Ihre eigentliche Politkarriere begann, als sie 1999 Exlandeshauptmann Christof Zernatto ins Landesparlament folgte. Gleichzeitig baute sie das Kärntner Hilfswerk zu einer schlagkräftigen Organisation aus. Vor allem soziales Engagement hat die gelernte Kindergärtnerin, die sich im zweiten Bildungsweg zur Psychotherapeutin ausbilden ließ, auf ihre politische Fahne geheftet.

"Wirtschaft und Soziales zusammenführen", so bezeichnet die derzeitige Nationalratsabgeordnete und Mutter zweier Töchter (Katja, 31, und Christine, 26) eine ihrer wichtigsten Aufgaben.

FPÖ überflügelt

Dass sie als erste Frau und Spitzenkandidatin einem Jörg Haider in Kärnten Paroli bieten muss, nimmt Scheucher gelassen. Selbst ihre GegnerInnen sind davon überzeugt, dass sie ihre Karriere nicht nur ihrem attraktiven Aussehen, sondern auch ihrem politischen Geschick verdankt. Hat sie doch schon im letzten Nationalratswahlkampf als Spitzenkandidatin bewiesen, dass sie die VP Kärnten wieder auf die Siegerstraße bringen und die FPÖ überflügeln konnte.

OptimistInnen in der Kärntner ÖVP träumen heute schon davon, dass selbst ein Politroutinier wie Jörg Haider vor so viel geballter Weiblichkeit die Waffen strecken muss. RealistInnen hoffen vor allem, dass es ihr wenigstens gelingt, einen zweiten Regierungssitz für die ÖVP zu ergattern. Und dass sie im Falle des Falles bundes- oder landeskoalitionärer Erwägungen der ÖVP, Jörg Haider noch einmal zum Landeshauptmann zu machen, nicht im Wege steht.

Es könnte auch aus einem früheren politischen Geschäft noch etwas offen sein: Ihr Mann gewann die Stichwahl um den Klagenfurter Bürgermeistersessel nur deshalb, weil er auf die Unterstützung der FPÖ bauen konnte. (Elisabeth Steiner, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 4./.5. 10. 2003)