Taipeh - Taiwanesische Forscher haben eine Genvariante identifiziert, die Menschen besonders anfällig für das SARS-Virus macht. Diese Variante ist laut den Wissenschaftlern des Mackay Memorial Hospital vor allem bei Südchinesen und den Bewohnern Südostasiens häufig anzutreffen. Dieser Zusammenhang könnte erklären, warum im November 2002 vor allem die südchinesische Guangdong-Provinz von einer Erkrankungswelle heimgesucht wurde. Das entscheidende Gen produziert das Protein HLA-B*4601, das mit der Immunreaktion und einem erhöhten Risiko lebensbedrohlicher Reaktionen auf SARS in Zusammenhang steht.

Das Team um Marie Lin analysierte Humane Leukozyten-Antigene (HLA), die bei der Unterscheidung des Körpers zwischen eigenen Zellen und fremden Eindringlingen eine wichtige Rolle spielen. Untersucht wurden die HLA-Gene bei 33 mutmaßlichen SARS-Fällen, 28 Fieberpatienten, die später erkrankten, und 101 Mitarbeitern des Mackay Memorial Hospital und des Taipei Municipial Hoping Hospital, die dem Virus ausgesetzt waren und sich nicht infiziert hatten. Diese Daten wurden unter anderem mit Kontrolldaten von 190 gesunden miteinander nicht verwandten Taiwanesen verglichen. Es stellte sich heraus, dass eine Genvariante, die HLA-B*4601 kodiert, mit einer erhöhten Krankheitsschwere verbunden war.

Keine SARS-Erkrankungen konnten bei Mitgliedern der neun eingeborenen Stämme Taiwans nachgewiesen werden, die selten über diese Genvariante verfügen. Bei allen SARS-Verdächtigen handelte es sich um Taiwanesen mit südchinesischen Wurzeln. Der Großteil der taiwanesischen Bevölkerung ist in den vergangenen Jahrhunderten aus den chinesischen Provinzen Guangdong und Fujian eingewandert. Nur 1,5 Prozent der Bevölkerung gehören zu den Eingeborenen. Laut New Scientist kommt die Variation HLA-B*4601/B46 auch bei Europäern selten vor. Frühere Studien haben Variationen im HLA-Bereich mit einer Anfälligkeit oder Resistenz gegenüber Malaria, Tuberkulose, Gelbfieber, Typhus und HIV in Verbindung gebracht. (pte)