Eine Fiktion
"Wenn E-Control und Wirtschaftsministerium so weitermachen, wird das 78-Prozent-Ziel zum größten Ökoschmäh des Jahrzehnts", sagte Stefan Hantsch, der Geschäftsführer der IG Windkraft, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. Schließlich baue das 78-Prozent-Ziel auf einer Fiktion auf, nämlich dass der Stromverbrauch auf dem Niveau des Jahres 1997 verharren werde. Dies habe Österreichs Regierung als Fußnote in die EU-Richtlinie "Erneuerbare Energien" hineinverhandelt.
Die vor 13 Jahren im Land am Strome verbrauchten rund 56 Terrawattstunden (TWh) habe man als Basis für die mengenmäßige Errechnung des Grünstromzieles angenommen. Aber weil der Stromverbrauch stetig wachse, müssten im Jahr 2010 bis zu sieben Terawattstunden mehr an Ökoenergie ins Netz als im Szenario fließen. Schließlich werde der Verbrauch im Referenzjahr 2010 mit gut 72 Terrawattstunden um etwa 28 Prozent über dem angenommenen Wert von 56 Terawattstunden liegen. Wenn die Regierung keine saftigen Energiesparmaßnahmen setze, müssten dreimal so viel Ökoanlagen errichtet werden als derzeit geplant und auch gefördert werden, um die Lücke zwischen Plan und Realität zu schließen.
Ausbaubedarf
Selbst wenn ab 2005 eine Stabilisierung des Verbrauchs auf einem Niveau von rund 65 Terawattstunden gelinge, sei in der heimischen Erzeugung noch immer ein Ausbaubedarf von 4,5 TWh gegeben, rechnet Stefan Moidl, Klima- und Energieexperte des WWF Österreich, vor. In der vergangenen Dekade sei der Verbrauch jährlich um 1,9 Prozent angestiegen, dieses Plus von 1,2 Terawattstunden entspreche der Erzeugung eines mittleren Donaukraftwerks, so Moidl.
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