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Wien - Am 27. Oktober wird die nächste große Runde zur Gesundheitsreform - inklusive Parteien und Sozialpartner - stattfinden. Doch im Vorfeld kracht es bereits im Gebälk. Gesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck (FPÖ) ist empört darüber, dass die Wiener Gebietskrankenkasse den Vertrag mit den Ärzten per Jahresende gekündigt hat, um die Honorare (aus Geldmangel) neu zu verhandeln. "Das ist indiskutabel", sagt er im S TANDARD -Gespräch. Doch so heiß wird die Angelegenheit wohl nicht gegessen, wie sie gekocht wurde: Ohne Einigung und inklusive aller Verfahren müssten Patienten erst Anfang Juli 2004 damit rechnen, Arzthonorare selbst bezahlen und bei der Kasse für die 80-prozentige Rückerstattung einreichen zu müssen.

Die Kassen bekommen durch aktuelle Beitragserhöhungen (unter anderem aus der Angleichung von Arbeitern und Angestellten) ohnehin mehr Geld, argumentiert Waneck. Außerdem sei beim Verwaltungsaufwand noch genügend Sparpotenzial vorhanden. Die Wiener Kasse sollte die finanzielle Verantwortung für das Hanuschspital (das einzige kasseneigene Spital Österreichs) abgeben. Weiters müsse man auch andere Länder, wie Oberösterreich, "zur Ordnung" rufen. Dort habe es außerhalb jeder bundesweiten Planung eine "Gründerzeit im Spitalsbau" gegeben.

Im Gegensatz zu Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat ist ihr Staatssekretär von den geplanten "Landesgesundheitsagenturen" nicht begeistert, weil er steigenden Länderegoismus befürchtet. Er hätte lieber mehr Macht im Ministerium und die Einteilung Österreichs in vier Gesundheitsregionen ähnlich dem Verkehrsverbund Ost.

Auch die Wirtschaftskammer schaltet sich nun in die Diskussion ein: Sie plädiert für eine Kassenzusammenarbeit bei Verwaltung, EDV und Einkauf sowie eine einheitliche Vergütung aller Leistungen. Die Wirtschaft will aber auch einen "verpflichtenden Wegweiser" für Patienten (Fachausdruck: "Managed Care"), um Mehrfachleistungen zu vermeiden. Außerdem soll es zeitlich befristete Kassenverträge für Ärzte geben, die "Quasipragmatisierung von Freiberuflern" lehnt Wirtschaftskammerchef Christoph Leitl ab. Das wiederum rief die Ärztekammer auf den Plan, die einen "Angriff auf Patienten" sieht. Der amerikanische Weg des "Managed Care" habe sich nicht bewährt, das Modell sei ein "alter Hut", so Präsident Reiner Brettenthaler. (DER STANDARD, Printausgabe, 3.10.2003)