Zagreb/Wien - Frankreich soll dem vom UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeklagten kroatischen Ex-General Ante Gotovina einen Reisepass ausgestellt haben. Dies sei zwei Monate vor der Veröffentlichung der Anklage gegen Gotovina erfolgt, berichtete die kroatische Tageszeitung "Vjesnik" (Donnerstag-Ausgabe) unter Berufung auf Regierungskreise in Zagreb.

Zeitungsbericht beschuldigt Frankreich

Überzeugt sei man in der Regierung, dass sich Gotovina nicht in Kroatien und auch nicht im (mehrheitlich von Kroaten bewohnten) Westen Bosnien-Herzegowinas befinde, schrieb "Vjesnik". Frankreich verstecke zudem Daten über die Art und Zeit der Gefängnisstrafe von Gotovina, die er 1981 wegen einem Raubüberfall abbüßte. Auch hätten einige hohe französische Militärangehörige guten Kontakt zu Gotovina.

"Vjesnik" vermutete Gotovina auch in Österreich

"Vjesnik" hatte im September auch berichtet, dass sich Gotovina möglicherweise in Österreich aufgehalten habe. Der Ex-General soll auch in einer Villa in Wien dem Chefredakteur des Magazins "Nacional", Ivo Pukanic, ein Interview gegeben haben. Unmittelbar nach Erscheinen des Interviews im "Nacional" im Juni hatte Pukanic der APA aber erklärt: "Gotovina ist nicht in Österreich". Später erklärte er, Gotovina befinde sich in einer "Hauptstadt in der EU".

Kriegsverbrechen an serbischen Zivilisten

Gotovina wurde wegen Kriegsverbrechen an serbischen Zivilisten während kroatischer Militäroperationen gegen die zwischen 1991 und 1995 von Serben kontrollierten Landesteile angeklagt. Die Chefanklägerin des UNO-Tribunals, Carla del Ponte, hat Zagreb wiederholt zur Auslieferung von Gotovina aufgefordert. Großbritannien blockiert die Ratifizierung das EU-Assoziierungs- und Stabilitätsabkommens mit Kroatien, bis Del Ponte den kroatischen Behörden die volle Zusammenarbeit mit dem Haager Tribunal bescheinigt. (APA)