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Beim 6. European Health Forum Gastein zeigte sich Skepsis gegenüber scheinbaren Novitäten in den Arzneischränken.

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Salzburg - Sehr kritisch neuen Medikamenten gegenüber zeigten sich am Donnerstag Experten beim 6. European Health Forum Gastein. "Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass weniger als 15 Prozent der pharmazeutischen Innovationen auch einen therapeutischen Fortschritt in der Medizin bringen", kritisierte Kees de Joncheere vom WHO-Regionalbüro für Europa.

Silvio Garattini von der European Agency for the Evaluation of Medical Products teilt die Skepsis über die scheinbaren Novitäten in den Arzneischränken: Firmen würden einander imitieren, aber nicht übertreffen. Sollten neue Produkte einmal mit bestehenden verglichen werden, so zeige sich zumeist nur, dass das neue Produkt nicht schlechter sei als das alte.

Diskutierte Generika

Diskutiert wurde auch der Einsatz so genannter Generika, das sind Medikamente, die nach Ablauf des Patentschutzes (meist 20 Jahre) nachgeahmt und unter neuem Namen auf den Markt gebracht werden. Ein Generikum kostet 30 bis 50 Prozent weniger als ein neues Markenprodukt. In Deutschland und den Niederlanden beträgt der Anteil dieser Medikamente bereits zwischen 30 und 40 Prozent, in Österreich erst bei zehn Prozent, so EHFG-Präsident Günther Leiner. Trotz des Einsparungspotenzials gab er aber zu bedenken, dass Patienten jene Arzneien, denen sie wenig zutrauen, unregelmäßig einnehmen oder die Medikation früher als angeordnet abbrechen.

"Ein ganz normaler Wirtschaftszweig"

Dass der Pharma-Markt um 80 Prozent einbrechen könnte, sollten hauptsächlich Generika eingesetzt werden, hält Werner Clement von der Wirtschaftsuniversität Wien für überzogen. "Wegen der Generika wird die Pharmabranche nicht am Hungertuch nagen, doch eines sollte den politischen Entscheidungsträgern klar sein: Auch wenn die Pharma-Industrie üblicherweise als Dienerin des Gesundheitssystems gesehen wird, ist diese Branche ein ganz normaler Wirtschaftszweig", sagt Clement.

Laut einer Studie des Instituts für pharma-ökonomische Forschung beschäftigten die 101 österreichischen Pharma- und Biotech-Unternehmen im Jahr 2001 mehr als 9.000 Mitarbeiter. Der Umsatzerlös lag mit 260.000 Euro pro Mitarbeiter weit über dem Durchschnitt der österreichischen Sachgüter-Erzeugung (170.000 Euro). (APA)