Rom - EU-Kommissionspräsident Romano Prodi dementiert Gerüchte, nach denen er sich bei den Europawahlen im Juni 2004 an die Spitze einer einheitlichen italienischen Mitte-links-Bewegung stellen könnte, um die Regierungskoalition von Silvio Berlusconi herauszufordern. "Ich werde keine Kandidatur einreichen. Ich sehe keinen Grund, frühzeitig mein Amt aufzugeben. Ich werde bis zur letzten Minute in Brüssel als Präsident der EU-Kommission bleiben.", betonte Prodi im Interview mit der Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera.

Prodis Amtszeit läuft Ende 2004 aus. Die oppositionelle Mitte-links-Allianz in Italien hatte den früheren römischen Premier aufgefordert, die Gründung einer einheitlichen Bewegung in die Wege zu leiten, die die italienische Opposition bei den Europawahlen zum Erfolg führen soll.

Prodi hatte bei den italienischen Parlamentswahlen 1996 an der Spitze des Mitte-links-Bündnisses Ulivo (Ölbaum) gegen Silvio Berlusconi gewonnen und bis Oktober 1998 Italien regiert. Im Jahr 1999 wechselte Prodi nach Brüssel. Die Unterstützung Prodis sei für einen Erfolg bei den Europawahlen ausschlaggebend, wird in römischen Linkskreisen betont.

Die Wahlen würden ein Test in Hinblick auf die Parlamentswahlen 2006 sein, bei der sich die Linke eine Revanche gegen Berlusconi erhoffe, so der Bürgermeister von Rom, Walter Veltroni, der zu den maßgeblichen Unterstützern der Initiative gehört. Die Gründung einer einheitlichen Liste, an der sich alle Gruppierungen des Ulivo beteiligen sollen, beschäftigt die Opposition seit Wochen. Im Juli hatte Prodi die Linke aufgerufen, einen soliden Anti-Berlusconi-Block vor den Europawahlen aufzubauen. (APA/DER STANDARD, Printausgabe, 2.10.2003)