Wien - Die weltgrößte Alzheimer-Studie läuft seit dem Jahr 2000 in Wien, und zwar in "Transdanubien" (Donaustadt, Floridsdorf). Jetzt gibt es die ersten Ergebnisse: Zwei Prozent der über 75-Jährigen sind dement, bei neun Prozent gibt es einen Verdacht, wurde am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien erklärt.

Die Studie

Eine anonyme Spende erlaubte den Start der VITA-Studie, so Univ.-Prof. Dr. Karl Heinz Tragl, ehemaliger Ärztlicher Leiter des Wiener Donauspitals. Alle über 75-Jährigen in Floridsdorf und Donaustadt (rund 1.600 Personen) erhielten Einladungen zu ganztägigen Untersuchungen. Sie sollen nach zweieinhalb Jahren wiederholt werden.

Tragl: "Wir erheben die Lebensumstände, Ernährungsgewohnheiten, körperliche und geistige Aktivität, Operationen, machen psychologische Tests, Blutuntersuchungen eine Magnetresonanz des Gehirns (manchmal auch eine PET-Untersuchung, Anm.). Wir wollen Risikofaktoren und Möglichkeiten entdecken, eine Alheimer-Demenz früher zu diagnostizieren."

Mögliche Konsequenzen

Das könnte enorme Auswirkungen haben: 90 Prozent der Pfleglinge auf internen Stationen von Pflegeheimen leiden auch an der Hirnleistungsstörung. Könnte man - durch eine möglichst frühzeitige Therapie - den echten Eintritt schwerer Symptome um sieben bis acht Jahre hinaus schieben, wären 90 Prozent der Pflegebetten unnötig, hieß es bei der Pressekonferenz.

Dr. Susanne Jungwirth von dem Forscherteam - 608 Probanden wurden bisher erstuntersucht, jetzt beginnen die Nachfolgetests - konnte bereits die ersten Ergebnisse vorlegen: "Bei zwei Prozent wurde eine Demenz diagnostiziert. Bei neun Prozent besteht ein Verdacht. 89 Prozent sind in dieser Hinsicht gesund."

Von den elf Prozent mit bestätigter Demenz oder einem Verdacht darauf, entfallen 72 Prozent auf Morbus Alzheimer. Bei zehn Prozent liegt eine Gefäß-bedingte Demenz vor. Bei weiteren zwölf Prozent ist die Ursache nicht klar.

Stichwort Altersdepression

Auch zur Altersdepression liegen Zahlen aus der Studie vor: Sieben Prozent der über 75-Jährigen leiden an schweren Symptomen, neun Prozent an leichten, bei sechs Prozent gibt es den Verdacht auf die Krankheit.

Am Wiener Donauspital sind Spezialisten auch an vorderster Front bei der Erforschung neuer Methoden zur Pränataldiagnose von Fehlbildungen bzw. zur Identifizierung von Risikoschwangerschaften. In der Pränataldiagnose wird der so genannte "Combined Test" (Blutuntersuchung in der 12. Schwangerschaftswoche plus Ultraschall) verwendet.

Untersuchungen

Der Vorstand der Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Univ.-Prof. Dr. Karl Philipp: "Bereits 17 Prozent der Schwangeren sind älter als 35 Jahre. Mit einer 'Alters-Amniozentese' (Fruchtwasserpunktion) würden wir nur 50 Prozent der Down-Syndrom-Schwangerschaften ("Mongolismus", Anm.) entdecken und zwei bis vier Kinder im Jahr dadurch verlieren. Mit dem neuen Test benötigen wir nur in fünf Prozent der Fälle eine Fruchtwasserpunktion und verlieren (als potenzielle Komplikation, Anm.) nur ein Kind pro Jahr. Wir entdecken aber 95 Prozent der Down-Syndrom-Schwangerschaften."

Als relativ neue Untersuchung kam hier in den vergangenen Jahren die Ultraschall-Bestimmung der "Nackenfalte" beim Embryo hinzu. Eine vergrößerte Nackenfalte spricht für eine Chromosomen-Schädigung. Philipp hält die Untersuchung für zusätzlich wichtig, sie sollte aber nur von sehr gut ausgebildeten und besonders routinierten Ärzten durchgeführt werden: "Auch die Qualität des Labors ist entscheidend. Das Ausstreuen von (Nackenfalten-Mess-)-Zertifikaten, die man in Wochenendkursen erlangen kann, ist nicht wirklich gut." - Hier sei jedenfalls Geschäft gegeben.(APA)