"Versorgungsökonomie"
Weitgehend unbeachtet wird gleichzeitig die Privatisierung der "Versorgungsökonomie" vorangetrieben, etwa im Gesundheitsbereich, wo Krankenpflegerinnen als freie Dienstnehmerinnen angestellt werden. Das wird als "notwendige Flexibilisierung" akzeptiert.
Ungeachtet des beschränkten Nutzens der Arbeit der VOEST für die Allgemeinheit ist ihre Bedeutung als Arbeitsplatzgeberin für ein sehr weites geografisches Einzugsgebiet sowohl in Oberösterreich als auch in der Steiermark unbestritten. Mit der Privatisierung ist Arbeitsplatzabbau vorprogrammiert, unabhängig davon, ob die VOEST später das Los von Semperit teilen wird oder ein "leistungsstarker, effizienter" Betrieb wird. Denn die VOEST ist ein börsennotiertes Unternehmen, und Börsenkurse steigen mit der Bekanntgabe von Arbeitsplatzabbau.
Angebliche Geheimabstprachen?
Worum geht es nun eigentlich wirklich bei der Privatisierung der VOEST? Sind es tatsächlich die angeblichen Geheimabsprachen mit einem bestimmten Bieter, die moralisch und rechtlich zweifelhaft sind?
Wohl kaum. Im Kern geht es darum, das Eigentum von allen Steuerzahlern und Bewohnern in Österreich - und dies sind immerhin zu 52% Frauen - zu einem möglichst günstigen Preis in die Hände von Privatunternehmern, meist Männern, zu überführen. Faktum ist, dass eine sehr begrenzte Personengruppe von diesem "Deal" profitiert. Neben diesem grundsätzlichen Problem ist ein "Nebeneffekt" der stark unter dem Wert des Unternehmens liegende Übernahmepreis.
Zerüttung
Die Privatisierung so großer Betriebe wie der VOEST kann zur Zerrüttung des regionalen Gesellschaftsgefüges führen. Die Zukunftsperspektiven von Familien werden schweren Umbrüchen ausgesetzt, was wiederum mehr Gewalt im Privaten bedeuten kann, etwa wenn der Druck durch Unsicherheit und Arbeitslosigkeit nicht mehr zu bewältigen ist. Auch strukturelle Gewalt wird durch den Faktor, dass einige Menschen/Institutionen durch Privatisierung die Verhärtung des sozialen Klimas vorantreiben, auf die Betroffenen ausgeübt. Diese Auswirkungen werden primär Frauen zu bewältigen haben.
Nachlese