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"Blick": Interview mit Mick Jagger war eine Fälschung.

Foto: REUTERS/ Michael Kooren
In Schweizer Medien sind Fälle journalistischer Fälschungen bekannt geworden. So hat sich ein fünfteiliges Interview mit dem Rolling-Stones-Frontman Mick Jagger in der Zürcher Boulevardzeitung "Blick" als Fälschung erwiesen, wie der "Blick" in seiner Mittwochausgabe schreibt. Das Interview sei der Boulevardzeitung vom deutschen Journalisten Robert Macher angeboten worden, der der Redaktion persönlich bekannt sei.

Macher sei nun aber offenbar abgetaucht, jedenfalls an seiner bisherigen Adresse nicht mehr erreichbar, sagte "Blick"-Chefredaktionsmitglied Ueli Walther auf Anfrage. Der "Blick" druckte das Jagger-Interview vom 9. bis 13. September ab. Teile davon sind auch in der deutschen Zeitschrift "Penthouse" erschienen.

"Zusammengestiefelt"

Jaggers Management hatte "Blick" darauf aufmerksam gemacht, dass Macher nie ein Interview mit Jagger geführt habe. Macher habe das Interview aus verschiedenen Texten über Jagger "zusammengestiefelt", erklärte Walther. Er habe es aber "mit pikanten Details" angereichert. Bisher hat Macher, der laut Walther auch unter anderen Namen journalistisch tätig ist, selten für den "Blick" gearbeitet. Man werde versuchen, juristisch gegen den Journalisten vorzugehen, sagte Walther.

"Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen"

Macher habe kein Honorar für das Interview erhalten und werde nie mehr für den "Blick" arbeiten, wird versichert. Das Interview, aus dem auch ausländische Zeitungen zititiert hatten, werde aus dem "Blick"-Archiv entfernt. Es seien zudem "zusätzliche Sicherungsmaßnahmen" eingeleitet worden, damit verhindert werden könne, dass künftig wieder eine Fälschung ins Blatt gelange.

Gefälschte Artikel auch bei "NZZ am Sonntag" und "SonntagsBlick"

Auch der "NZZ am Sonntag" und dem "SonntagsBlick" (SoBli) sind kürzlich gefälschte Artikel untergejubelt worden, wie die "NZZaS" in ihrer letzten Ausgabe mitteilte. Im März erschien ein Interview mit dem amerikanischen Schriftsteller und Anwalt Scott Turow über "die Todesstrafe und die Militärdoktrin der Eindämmung", das sich als Fälschung herausstellte. Der Schweizer US-Korrespondent Lorenz Wolffers habe nie mit Turow gesprochen, schreibt die "NZZaS".

Der selbe Journalist soll auch den "SoBli" und die Juristenzeitung "Plädoyer" mit Artikeln getäuscht haben. Anfang September bot er dem "SoBli" eine Übersetzung eines Essays des New Yorker Journalisten David Margolick zum zweiten Jahrestags der Attentate vom 11. September an. Es stellte sich heraus, dass er den Text selbst geschrieben hatte und Margolick nichts davon wusste.

Gesprächt hatte nie stattgefunden

Auch für andere "SoBli"-Texte soll Wolffers Zitate aus dem Internet oder anderen Quellen verwendet und nicht mit den zitierten Personen selbst gesprochen haben. So in einem Artikel über den ehemaligen UBS-Wachmann Christoph Meili. Dem "Plädoyer" hatte Wolffers ein Porträt des US-Bundesrichters Antonin Scalia verkauft, mit dem er ein 45-Minuten-Gespräch geführt habe. Dieses beschriebene Gespräch hatte jedoch gar nie stattgefunden.

Im Jahr 2000 war aufgeflogen, dass der Schweizer Journalist Tom Kummer zahlreiche Interviews mit Hollywood-Stars, die unter anderem im "Magazin" des Tages-Anzeigers erschienen, frei erfunden hatte. (APA/sda)