Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: apa/dpa/berg
Stanford - Wissenschaftler des Stanford University Medical Center haben einen genetischen Marker identifiziert, der erklärt, warum manche Menschen bei Antidepressiva unter Nebenwirkungen leiden und andere nicht. Zusätzlich haben sie herausgefunden, dass ein für den Abbau dieser Medikamente entscheidendes Leber-Enzym keine Rolle bei der Entstehung von Nebenwirkungen oder der Wirkungsweise spielt. Der leitende Wissenschaftler Greer Murphy Jr. suchte gemeinsam mit Alan Schatzberg nach Unterschieden bei der Funktion der Proteine und der Gene, die für ihre Kodierung zuständig sind.

Serotonin-Rezeptor mitverantwortlich

Untersucht wurde der Serotonin-Rezeptor 5HT2a, der für die Entstehung von Nebenwirkungen mitverantwortlich sein soll. Der Wirkstoff Mirtazapine blockiert diesen Rezeptor vollständig. Daher wurde davon ausgegangen, dass eine Variation des 5HT2a-Gens die Nebenwirkungen dieses Medikaments nicht beeinflussen würde. Der Wirkstoff Paroxetine jedoch ermöglicht den Verbleib von mehr Serotonin im Gehirn. Es interagiert nicht direkt mit den Serotonin-Rezeptoren, daher bleiben sie funktionsfähig. Dieser Umstand kann zu Nebenwirkungen wie Magenverstimmung, Schwindel, Schlaflosigkeit und sexuellen Dysfunktionen führen.

Gen-Variation für Rezeptormenge an Zellen

Eine Variation des 5HT2a-Gens wird für die Rezeptormenge an den Nervenzellen verantwortlich gemacht. Als die Wissenschaftler die bei den Patienten vorhandenen Variationen dieses Gens mit den Erfahrungen bei der Medikamenteneinnahme verglichen, waren die Ergebnisse auffallend deutlich. Teilnehmer mit einer Genversion brachen die Behandlung viel häufiger aufgrund von untragbaren Nebenwirkungen ab als bei den beiden anderen vorhandenen Genversionen.

DNA-Proben von 246 depressiven Patienten

Das Team untersuchte DNA-Proben von 246 depressiven Patienten, die nach dem Zufallsprinzip acht Wochen lang entweder Paroxetine (Paxil) oder Mirtazapine (Remeron) einnahmen. Die beiden Antidepressiva werden auf völlig verschiedene Art und Weise wirksam. Beide beeinflussen jedoch den Neurotransmitter Serotonin. Alle Teilnehmer waren 65 Jahre oder älter. Nebenwirkungen wie Schwindel spielen vor allem bei dieser Gruppe eine besondere Rolle, da es als Folge zu schweren Stürzen kommen kann. Die Studie wurde im American Journal veröffentlicht. (pte)