Belgrad/Den Haag - Ein Kronzeuge im Prozess vor dem
UNO-Kriegsverbrechertribunal gegen zwei frühere bosnisch-serbische
Offiziere wegen des Massakers in der einstigen Bosniaken-Enklave
Srebrenica (Juli 1995) hat zugegeben, dass er in seinen früheren
Aussagen falsche Angaben gemacht hat. Die Belgrader Tageszeitung
"Danas" berichtet am Dienstag, dass der frühere bosnisch-serbische
Nachrichtenoffizier Momir Nikolic, der im vergangenen Mai seine
Verantwortung für Kriegsverbrechen in Srebrenica zugegeben hatte,
nach eigenen Worten in der Hoffnung gelogen habe, selbst mit einer
geringeren Strafe davon zu kommen. Über die Strafe für Nikolic wird
das UNO-Tribunal erst entscheiden.
"Ich habe nicht die Wahrheit gesagt"
Nikolic, der vergangene Woche als Belastungszeuge im Prozess gegen
seine früheren Mitangeklagten, die bosnisch-serbischen Offiziere
Vidoje Blagojevic und Dragan Jokic ausgesagt hatte, hatte
ursprünglich behauptet, Augenzeuge des schlimmsten Massakers in
Srebrenica gewesen zu sein. Demnach sollte er in der Ortschaft
Kravice der Ermordung von rund 1.000 Bosniaken beigewohnt haben.
"Ich habe nicht die Wahrheit gesagt, als ich dies erklärt habe",
ist Nikolic von der Tageszeitung "Danas" zitiert worden. Das
Belgrader Blatt verweist darauf, dass durch die Lüge die ganze
Aussage von Nikolic vor dem UNO-Tribunal nun an Glaubwürdigkeit
verloren habe.
Nikolic ist der erste bosnisch-serbische Offizier gewesen, der im
Prozess gegen seine Kollegen in der Causa Srebrenica ausgesagt hatte. (APA)