Lorenz Fritz, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, ist Wissenschaftsrat.

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Wien – Wenig Verständnis für das universitäre Jammern über knappe Budgets hat der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Lorenz Fritz. Es gebe an den hohen Schulen "ungeheure Reserven", sagt er im STANDARD-Interview. Ähnlich wie bei den ÖBB sei an den Unis in den letzten Jahrzehnten immer nur aufgestockt worden, vor allem beim Personal. Er kritisiert auch die "Krankenkassenmentalität": Dass man zu Jahresende immer schreie, um das Defizit abgedeckt zu bekommen. Deshalb sei die ab 2004 in Kraft tretende Unireform so wichtig. Die Unis werden damit autonom, erhalten Globalbudgets und werden Arbeitgeber ihres Personals.

STANDARD: Ist das Nulldefizit wichtiger als die Unis?

Fritz: Es gibt jetzt ohnehin Korrekturen beim Bildungsbudget. Langfristig kriegen jene mehr Geld, die sich in der neuen Freiheit bewegen - im Sinne von Profilbildung, Internationalität, Effizienz. Aber nicht für die, die es sich im bisherigen System bequem machen wollen. Die schreien natürlich nach der Gießkanne.

STANDARD: Die Unis sparen sogar beim Putzen.

Fritz: Eine Chuzpe, dass sie mit solchen Dingen kommen. Drei Monate vor Jahresende schreien - das ist reinste Krankenkassenmentalität. Motto: Ich kriege den Zuschuss eh am Jahresende immer ersetzt.

STANDARD: Ist genügend For^schungsgeld nicht auch für den Industriestandort wichtig?

Fritz: Derzeit ist eben budgetmäßig nicht mehr drin.

STANDARD: Andere, die den Stabilitätspakt missachten, kriegen aber auch keine Probleme.

Fritz: Die Defizite von heute sind die Steuererhöhungen von morgen. An den Unis gibt es ungeheure Reserven. Da kam in den letzten Jahren immer mehr dazu, vor allem beim Personal. Am extremsten ist das bei den ÖBB. Die Unis sind nicht ganz so weit, aber auf diesem Weg. Deswegen gibt’s jetzt eine Reform. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27./28.9.2003)