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Oslo - Die russische Journalistin Anna Politkowskaja wirft der Frankfurter Buchmesse vor, sie aus politischen Gründen von einer geplanten Podiumsdiskussion über Tschetschenien ausgeladen zu haben. Wie die Osloer Zeitung "Aftenposten" von der norwegischen Buchmesse in Stavanger berichtete, bezeichnete Politkowskaja dort die Ausladung als "Schande für Frankfurt und Europa".

Die 1958 geborene Journalistin gilt seit Jahren als Russlands kritischste Stimme zur Moskauer Kriegführung in Tschetschenien. Politkowskaja gab in Stavanger an, sie sei vor mehreren Monaten nach zu einer Diskussion auf der Buchmesse (8. bis 13. Oktober) eingeladen worden, die in diesem Jahr Russland als Schwerpunkt hat.

Politkowskajas Standpunkt

Über den weiteren Hergang sagte die Journalistin in "Aftenposten": "Vor einem Monat bekam ich eine Mail von den Arrangeuren, dass es ein Problem mit der Podiumsdiskussion gebe. Das Problem bestand darin, dass Präsident Wladimir Putin die Buchmesse besuchen wollte. Aber die russischen Behörden meinten, dass sie mich da nicht haben wollten, wenn Putin kommen sollte. Und so bekam ich am letzten Wochenende die Mitteilung, dass es keine Tschetschenien-Debatte geben werde."

Antwort der Buchmesse

Sprecher der Buchmesse wiesen diese Darstellung gegenüber norwegischen Journalisten ebenso zurück wie der Suhrkamp Verlag, der die Bücher der Russin in Deutschland verlegt. Von dort wurde eine Sprecherin mit der Begründung zitiert, man habe Politkowskajas Reise nach Deutschland nicht finanzieren können.

Konsequenzen

Der Vorsitzende des norwegischen PEN-Clubs, Kjell Olaf Jensen, sagte zu dem Streit: "Wenn Politkowskaja durch Druck von der Buchmesse in Frankfurt ausgeschlossen worden ist, müssen wir Protestaktionen durchführen." "Aftenposten", Norwegens führende konservative Zeitung, meinte in einem am Freitag veröffentlichten Leitartikel, die Erklärungen der Buchmesse zum Hergang seien "wenig glaubwürdig". Sie schrieb weiter: "Wenn die wirkliche Ursache in offiziellem russischem Druck liegt, weil Präsident Putin die Buchmesse besuchen wollte, wäre das bedauerlich und verwerflich." (APA/dpa)