Berlin/Wien - Auf die deutschen Saharageiseln kommen Kosten zu: "Die Bundesregierung beabsichtigt, die ehemaligen Geiseln an den Kosten für die Freilassung zu beteiligen", sagte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Hans Martin Bury (SPD) in einer Fragestunde des Bundestags. Dies gelte nicht nur für die in Mali freigelassene Gruppe sondern auch für die in Algerien befreiten Geiseln, ergänzte ein Sprecher auf STANDARD-Anfrage.

In Algerien waren auch die zehn Österreicher aus den Händen der Entführer befreit worden. An den Kosten von rund 70.000 Euro müssen sie sich jedoch nicht beteiligen: Grundsätzlich zahlt der Bund, derzeit wird aber noch über eine Beteiligung von Reiseversicherern verhandelt, erläutert Außenamts-Sprecher Martin Weiss. Auch in der Schweiz müssen sich die vier geretteten Geiseln auf eine Kostenerstattung einstellen.

Konsulargesetz: "Der Empfänger ist zum Ersatz der Auslagen verpflichtet"

Die Höhe dieser Beteiligung richtet sich in Deutschland für jeden Beteiligten individuell nach den Vorschriften des Konsulargesetzes und des Auslandskostengesetzes. Die Hilfeleistung ist nicht kostenlos: "Der Empfänger ist zum Ersatz der Auslagen verpflichtet", heißt es im Konsulargesetz. Von Telefongebühren bis zu Beförderungskosten reicht die Liste der möglichen Posten. Die genaue Höhe wollte der deutsche Staatsminister nicht nennten, denn dies "ließe Rückschlüsse auf das Handeln der Bundesregierung bei der Lösung dieser Geiselkrise und damit auch möglicher zukünftiger Geiselkrisen zu".

Rückerstattung der Familie Wallert: 6581 Euro

Einen Anhaltspunkt gibt die Vorgangsweise bei der Familie Wallert, die auf der philippinischen Insel Jolo im Jahr 2000 entführt worden waren. Die drei Familienmitglieder überweisen 6581 Euro für Flugkosten, Medikamente und Nahrungsmittel. Drei in der Türkei 1993 entführte Schweizer mussten dem Bund damals umgerechnet 4421 Euro zurückerstatten.

Wie hoch die Kosten der Befreiung der insgesamt 32 Geiseln waren, kann nur geschätzt werden. "Millionen", heißt die lapidare Antwort bei allen beteiligten Stellen. Allein das Bundeskriminalamt hatte bis zu 180 Beamte im Einsatz. Auch jetzt seien noch mehrere Beamte beschäftigt. Algerien hat auf Bitten Deutschlands diese Woche eine Liste mit Namen von 40 mutmaßlichen Kidnappern geschickt. (Alexandra Föderl-Schmid, Michael Möseneder/DER STANDARD, Printausgabe, 26.9.2003)