Seit bald zwei Jahren tobt der Konflikt zwischen den Hälfteeigentümern der "Kronen Zeitung", Hans Dichand und WAZ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung). Der deutsche Medienkonzern hat am Donnerstag nun endgültig angekündigt, vor Gericht die Abberufung Dichands als Geschäftsführer betreiben zu wollen.

Juni 2001: Hans Dichand informiert im Rahmen einer Betriebsversammlung die Belegschaft über das Ausscheiden von Friedrich "Bibi" Dragon als geschäftsführender Chefredakteur. Zugleich präsentiert er seinen Sohn Christoph als dessen Nachfolger. Ein Zeitpunkt für Christoph Dichands Amtsantritt wird nicht genannt. Dragon schied im Streit von seinem langjährigen Weggefährten Dichand. Die WAZ kommentiert diese Geschehnisse nicht: "Gesellschafterfragen diskutieren wir in Essen nicht in der Öffentlichkeit", so Schumann.

Juli 2001: Die WAZ ließ mittlerweile durchblicken, dass sie wenig von Dichands angestrebter Nachfolgeregelung hält. Spekulationen, dass Dichand seinen 50-Prozent-Anteil zurückkaufen könnte, werden dementiert.

Oktober 2001: Der Schlagabtausch wird erstmals öffentlich geführt - und zwar in Form von Leserbriefen im Nachrichtenmagazin "Format". Die Positionen: Dichand sieht sich vertraglich berechtigt, seinen Sohn als Chefredakteur einzusetzen, die WAZ ist der Ansicht, dass Christoph Dichand "nicht automatisch" Blattchef werden kann.

Dezember 2001/Jänner 2002: Die "Krone" fährt eine intensive Kampagne gegen das Atomkraftwerk Temelin - zeitgleich mit dem von FPÖ-Politikern initiierten Volksbegehren. In der WAZ-Zentrale, wo man sich in den vergangenen Jahren verstärkt in Mittel- und Osteuropa engagiert hat, ist man wenig erbaut: Schumann nimmt das Wort "unseriös" in den Mund und kündigt an, künftig "öfter über die 'Kronen Zeitung" zu sprechen." Zugleich will man mittels Gutachten klären, ob die "Krone" in der Causa Temelin politisch unabhängig agiert. Wieder gibt es Spekulationen, wonach Dichand die deutschen Partner auskaufen will.

Sommer 2002: Die Nachfolgefrage wird prolongiert: Hans Dichand ruft ein Schweizer Schiedsgericht an, wie es in den Gesellschafterverträgen vorgesehen ist, bei dem er seine Rechtsansicht durchsetzen will.

Jänner 2003: Der Konflikt eskaliert. Dichand zieht die Schiedsgerichtsklage zurück, setzt aber zugleich per 1. Februar seinen Sohn als Chefredakteur ein. Die WAZ kündigt rechtliche Schritte dagegen an. In der Folge gerät die Auseinandersetzung immer mehr zum Schlagabtausch zwischen Dichand und Schumann. Nachdem der Konflikt einige Tage öffentlich ausgetragen wurde, kehrt man zurück an den Verhandlungstisch. Dichand und Schumann einigen sich auf einen Kompromiss: Dichand junior darf an die Spitze der Redaktion rücken, erhält dabei aber einen geschäftsführenden Chefredakteur zur Seite gestellt, der am 15. Februar seine Arbeit aufnehmen soll.

März 2003: Die Wogen scheinen geglättet. Die "Message an die Medien" der beiden Parteien: WAZ und Dichand wollen wieder "zu gemeinsamen vertrauensvollem Handeln zurückfinden".

Juli 2003: Die Töne werden wieder martialisch. Statt "vertrauenvollem Handeln" ist wieder vom "Krieg" die Rede: "Wir stehen wahrscheinlich vor Gerichtsverhandlungen", sagt Hans Dichand am Rande einer Mediaprint-Gesellschaftersitzung. Die Weichen für ein neuerliches Aufflammen des Konfliktes sind gestellt. Die Chefredakteure Michael Kuhn und Christoph Dichand bleiben weiterhin ohne Verträge.

August 2003: Sohn Christoph Dichand sorgt wieder für Unmut bei den Deutschen: Zum einen erachtet man seine Gehaltsforderungen für erhöht, zum anderen missfällt der WAZ, dass Dichands anderweitige Geschäftstägigkeiten des öfteren im redaktionellen Teil der "Krone" Eingang finden. Dichand junior weist diese Vorwürfe zurück.

4. September 2003: Bei einer Gesellschafterversammlung erwartet die WAZ von Hans Dichand in seiner Funktion als Geschäftsführer Auskunft über die Kritikpunkte. Die Sitzung wird jedoch ergebnislos abgebrochen, Dichand soll die Fragen schriftlich beantworten. Sein Kommentar: "Der Krieg geht weiter."

18. September 2003: Ein weiterer Dichand betritt die Arena. Michael, ebenfalls Sohn des Zeitungsgründers, holt im "Österreichischen Journalist" zum Rundumschlag aus und bezichtigt die WAZ intensiver Geschäftsbedingungen mit der "Balkan-Mafia". Die WAZ bezeichnet diese Aussagen als "unglaubliche Verleumdung" und stellt rechtliche Schritte in Aussicht. Von Dichand senior will sie wissen, ob er über diese Aussagen seines Filius vorab informiert war. Sei dies der Fall gewesen, bestehe eine Verletzung seiner Geschäftsführerpflichten, warnen die Deutschen.

25. September 2004 : Der WAZ platzt "nach reiflicher Überlegung" der Kragen, man will nun endgültig vor einem Schiedsgericht die Abberufung Hans Dichands als Hauptgeschäftsführer durchsetzen. (APA)