"You Can Make It If You Boogie"

Foto: Ixthuluh
JAMES KIRK
You Can Make It If You Boogie
( Ixthuluh ) Nach 20 Jahren Absenz vom Pop-Geschäft meldet sich der frühere Mitstreiter von Edwyn Collins bei den legendären Orange Juice mit einem großartigen Album zurück. Jeder Song des Schotten verströmt mehr Charme als anderswo ganze Alben. Prägnante Dreiminüter, in denen Handclaps die himmlischen Melodien und den wunderbaren Gesang Kirks begleiten. Kaum zu glauben, dass man heute noch 13 Songs lang alles, nein ALLES richtig machen kann: "I'm going for a rehab, put me on a programm." Eines der erstaunlichsten Werke des Jahres! JOE HENRY Tiny Voices
( Edel ) Spätnächtliche Etüden zwischen Loser-Balladen und zerfallendem Bar-Jazz verströmt das neue Werk von Joe Henry. Henry hatte im Vorjahr Solomon Burkes herausragendes Album Don't Give Up On Me produziert. Flesh and Blood , einen Song, den Burke darauf von Henry interpretierte, findet sich hier in der Version seines Schöpfers wieder. Tiny Voices , geprägt von patinierten Sounds und einer introvertierten Produktion, spart einzelne Höhepunkte aus, erschließt sich jedoch in seiner Gesamtheit als tolles Stimmungsbild, in dem der Morgenkater eine wesentliche Rolle spielt: Die Ehrenmitgliedschaft in dem von Tom Waits gegründeten Verein "Ein Promill ist gut, zwei sind besser" ist dem Madonna-Schwager hiermit sicher. ERYKAH BADU World Wide Underground ( Universal ) Mit zeitgenössischem R'n'B, der seine Wurzeln in den 70ern stark betont, überzeugt die aus Dallas, Texas, stammende Soul-Lady Badu. Keine Fließband-Beats langweilen hier, sondern eine herausragende Band, deren Wirkung nicht einmal ein Gastauftritt des Muskelbuben Lenny Kravitz unterminieren kann, überzeugt auf voller Länge. Scharfe Keys und sexy Drums arbeiten einer fantasievollen und dabei doch wohltuend reduzierten Produktion zu, in der kleine Modifikationen große Wirkung zeigen - sehr lässig! FRANK BLACK & THE CATHOLICS ( Hoanzl ) Der frühere Pixies-Mastermind Frank Black fährt mit seiner Band nach Dixie: Dort prallen countryeske Meisterwerke wie Goodbye Lorraine auf hymnische Gitarrenkracher, wie nur Black sie zustande bringt. Der große Stan Ridgway (Wall Of Voodoo!) gastierte und produzierte einige Songs, die allesamt noch besser klingen könnten, wenn Black etwas mehr Geld für ein ordentliches Studio ausgeben würde. Merksatz: Geiz ist nicht geil. KARL BARTOS Communications ( Sony ) Der frühere Kraftwerk-Mitstreiter brilliert auf Communications mit sattem Synthie-Pop, dem die von etlichen Meisterwerken der Düsseldorfer bekannte "Computerstimme" Profil verleiht. Ohne Genierer - und das kommt gut - zitiert Bartos aus Alben wie Die Mensch-Maschine oder Computerwelt. Hätten Kraftwerk nicht so ein Problem mit dem langen Schatten, den sie werfen, sie könnten heute ähnlich unverkrampft klingen wie Bartos. COUNTRY GOT SOUL Various Artists ( Ton um Ton: 01/524 67 15 ) Der Fellow Traveller Jeb Loy Nichols hat diesen herrlichen Sampler zusammengestellt, der den Beweis antritt, dass Soul keine Hautfarbe hat. Rare Werke von weißen Landeiern aus dem amerikanischen Süden - von bekannten Größen wie Elvis-Haberer Tony Joe White, Eddie Hinton oder Dan Penn bis zu unbekannten Eintagsfliegen - schmettern hier herzkrank bis simpel politisch ihre Alltagslasten in die Welt: "I hate hate!" (DER STANDARD, Printausgabe, 26.9.2003)