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Fremdwährungskredite in Österreich

Grafik: APA
Wien – Die Fachgruppe der Finanzdienstleister in der Wirtschaftskammer hat Hanns Abele, Professor für analytische Volkswirtschaftslehre an der Wiener Wirtschaftsuni, zu einer wissenschaftlichen Expertise zum Thema "Chancen und Risken von Fremdwährungskrediten in Österreich" beauftragt. Dabei ging es darum, die zuletzt massive Kritik der Nationalbank an dieser "Währungsspekulation von Privaten" zu relativieren, denn: Die Vermittlung von Fremdwährungskrediten (FX-Kredite) gehört zu den vitalen Geschäftsfeldern der Finanzdienstleister. Fast 300.000 Österreicher sind derzeit in einer fremden Währung (derzeit hauptsächlich in Schweizer Franken) verschuldet, das Gesamtvolumen solcher Kredite beträgt in Österreich über 44 Milliarden Euro.

Internationalisierung der Wirtschaft

Das Ergebnis der Expertise: FX-Kredite sind Ausdruck der Internationalisierung von Österreichs Wirtschaft und werden von der öffentlichen Hand erfolgreich benützt. Sie sind nicht die größte Gefahr für die heimischen Banken – die Nationalbank hatte ja vor Klumpenrisken gewarnt. Auslandsforderungen (rund 172,5 Mrd. Euro) und Auslandsverbindlichkeiten (172,8 Mrd. Euro), schließt Abele aus den Bankenbilanzen, halten einander die Waage. Derivate und schlecht oder nicht besicherte Einzelkredite der Institute würden ein viel höheres Risiko für die Banken darstellen.

Gleichzeitig korrigiert Abele, unter Assistenz des "Erfinders" der FX-Kredite, Johann Massenbauer, das Image der Privaten als "Währungsspekulanten": Ein FX-Kredit sei "rationales Verhalten" im Sinne einer Arbitrage, sagt Abele. Das heißt: geschickte Ausnützungen von unterschiedlichen Preisen und so genannten Marktineffizienzen.

Know-how fehlt

Allerdings gibt Massenbauer auch der vielfachen Kritik Recht und sagt: "Rund 90 Prozent der Vermittler haben nicht das nötige Know-how für eine FX-Beratung."

Grundsätzlich gelte von Kundenseite: Wer keine ausführliche Beratung wünsche, sei nicht geeignet für eine solche Finanzierungsvariante. Basis sei vor allem eine "ausreichend dynamische Besicherung" des FX-Kredites. Die Rechenformel dafür: Die Kreditrate dürfe ein Drittel des Nettoeinkommens nicht überschreiten, wobei dies auf Basis eines Eurokredites mit sechsprozentiger Verzinsung zu berechnen sei. Yen-Kredite seien insgesamt nur für Kunden geeignet, die monetär und psychologisch 30-prozentige Währungsschwankungen verkraften könnten. Dass die Banken gerne versuchen, aus unkritischeren Kreditkunden Spesen und Gebühren sowie eine Reihe womöglich sehr teurer Klauseln in die FX-Verträge einzubauen, bestreitet er auch nicht. (DER STANDARD Printausgabe, 24.9.2003, kbau)