Der Computerkonzern Sun Microsystems hat jetzt in der schon lange währenden Konkurrenz mit Microsoft einen neuen Anlauf gegen dessen Vorherrschaft bei den Desktop-Betriebssystemen gestartet.

Das Sun Java Desktop System ist für die Firmen gedacht, die sich Windows von Microsoft nicht leisten können oder wollen und nach einer Alternative suchen.

Grundlage ist das freie Betriebssystem Linux, hinzu kommen weitere Programme für den Büroeinsatz und das Internet, die unter anderem Microsoft Office und den Internet Explorer ersetzen können.

Sun verspricht den Unternehmen Kosteneinsparungen von mehr als 75 Prozent im Vergleich zu einem Windows-System. Die Software soll auch mit Microsoft-Programmen wie Exchange oder Office zusammenarbeiten. Wie Sun-Vizepräsident Larry Singer erklärte, kann das Java Desktop System auf jedem Rechner installiert werden, auf dem auch Microsoft Office 2000 läuft.

Dank der Integration der offenen Programmiersprache Java könnten Programmierer auf tiefer liegende Komponenten der Software zugreifen als bei den Angeboten von Microsoft. Singer verwies auch darauf, dass die Viren-Angriffe der letzten Wochen keinen Einfluss auf das Java Desktop System gehabt hätten.

Gleichzeitig mit dem Desktop-Betriebssystem stellte Sun auch StarOffice 7 vor, die neue Version des Büroprogrammpakets als Alternative zu Office von Microsoft. Für den Serverbereich wurde auf der Sun-Konferenz in San Francisco das Java Enterprise System präsentiert. Singer erklärte, Sun biete damit erstmals eine Produktpalette an, die mehr sei als nur die Summe der Einzelprodukte. Sun Desktop-Lösung bietet neben StarOffice 7 und Java die Desktop-Oberfläche GNOME, den Mozilla-Browser, Evolution als E-Mail- und Kalenderprogramm sowie die Instant Messaging-Anwendung GAIN.

Darüber hinaus gehören die aktuelle Version des Multimedia-Players von RealNetworks, der Adobe Acrobat Reader und die Nutzer-Authentifizierung über die Java Card Plattform dazu.

Das auf Linux basierende Java Desktop System wurde bei Sun bislang unter dem Projektnamen Mad Hatter entwickelt. Sun ist bislang vor allem für seine Hochleistungsserver mit dem eigenen Betriebssystem Solaris bekannt, einem Unix-Spross.

Das Unternehmen sieht sich aber schon seit einiger Zeit mit immer leistungsfähigeren Systemen auf Basis der billigen x86-Prozessoren, wie sie heute auch in jedem PC stecken, und preisgünstigen Betriebssystem-Alternativen wie Linux konfrontiert. Auch deshalb bietet Sun jetzt selbst Server, aber auch Desktop-Systeme auf Linux-Basis an.

Bei seiner Entscheidung lässt sich Sun auch von den Beobachtungen der Marktforscher von IDC leiten, die auf dem Markt für alternative Lösungen von Linux-Desktops bis hin zu Thin Clients bis 2007 jährlich ein Wachstum um 44 Prozent erwarten.

Mehr als 50 Prozent der Entscheidungsträger von Fortune 2000-Unternehmen erwägen demnach vor allem aus Kosten- und Sicherheitsgründen den Umstieg auf ein alternatives Desktop-System. (AP/APA)