Wer geglaubt hatte, die bereits unerträglich gewordene platte Diskussion rund um die Voestalpine-Privatisierung würde mit dem Börsengang am vergangenen Freitag enden, der hoffte vergeblich. Und in den Tagen danach war entgegen allen Erwartungen noch eine Steigerung der Peinlichkeiten möglich.

Und das ist diesmal der SPÖ zu verdanken. Sie eilte selbstlos den vom abenteuerlichen Zickzackkurs ermatteten SchwarzBlauen zu Hilfe. SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer und seine oberösterreichischen Genossen beklagten nun im Chor mit den meisten Boulevardmedien die "Verschleuderung von Volksvermögen", und SP-Wirtschaftssprecher Hans Moser wurde nicht müde, zu betonen, die Voest sei weit unter ihrem Buchwert verkauft worden.

Fast noch bedenklicher als diese Absonderungen ist, dass solch ein Unsinn von Spitzenpolitikern niemanden stört. Die Voest wurde fast 30 Prozent unter ihrem Buchwert verkauft - das ist richtig. Nur notieren nahezu alle Stahlunternehmen weltweit dauerhaft auf diesen Niveaus. ThyssenKrupp aus Deutschland hat einen Abschlag von 20 Prozent, der spanische Aceralia-Konzern notiert bei 67 Prozent seines Buchwertes und die britische Corus-Gruppe gar nur bei 33 Prozent. Darüber hinaus ist die Voest nicht erst seit Freitag, sondern seit 1996 an der Börse. Wer zahlt der ÖIAG schon 40 oder 45 Euro für eine Aktie, die er an der Börse um rund 30 Euro kaufen kann?

Dass nun vor allem diejenigen, die höhere Einnahmen durch den Ruf nach Kernaktionären, Landesbeteiligungen und Gewerkschaftsstiftungen ausschlossen, nun die dadurch entstandenen Mindererlöse als Verschleuderung beklagen, ist eine nicht unwesentliche Pflanzerei, die schon FPÖ-Qualität hat. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 23.9.2003)