IT-Business
AOL-Aktionär reicht Klage gegen Time Warner/AOL wegen Fusion ein
Bedingungen des Zusammenschlusses "unangemessen" - Bertelsmann-Chef zieht sich aus AOL-Board zurück - EU-Kartellwächter werden Fusion prüfen
New York/Washington/Brüssel - Ein Aktionär von America Online Inc (AOL), Dulles, hat gegen AOL und Time Warner Inc, New York, Klage
wegen ihrer geplanten Fusion eingereicht. Dem Kläger zufolge sind die Bedingungen des Zusammenschlusses der beiden Unternehmen für die
AOL-Aktionäre "unangemessen". Die Klage wurde beim New Yorker Staatsgericht von Gersh Korsinky eingebracht, der dabei den Status
einer Gruppenklage der gesamten AOL-Aktionäre erreichen möchte.
Laut Korsinky wird den AOL-Aktionären nach der Fusion das Recht genommen werden, angemessen und anteilig an dem künftigen
Wachstum und der Entwicklung von AOL beteiligt zu sein.
Mit der Klage will der New Yorker eine gerichtliche Verfügung einholen, die die Fusion verhindert. Sprecher von AOL und Time Warner
standen nicht zu einer Äußerung bereit.
Bertelsmann-Chef Middelhoff will AOL-Board verlassen
Der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann AG, Gütersloh, Thomas Middelhoff, wird sich aus dem Board von
America Online Inc (AOL), Dulles, zurückziehen, nachdem der US-Internetprovider die Fusion mit dem Bertelsmann-Konkurrenten Time
Warner Inc, New York, angekündigt hat. "Man kann keinen Konkurrenten im Board sitzen haben", sagte er am Dienstag in einem Interview
mit dem Fernsehsender CNBC auf die Frage, ob er wegen der Fusion zu einem Rückzug aus dem Board gezwungen sein könnte. Noch sei
es allerdings zu früh, über den Zeitpunkt zu spekulieren. Zuvor müsse er erst noch Gespräche mit Steve Case, dem AOL-Chairman, führen.
EU-Kartellwächter werden Fusion AOL/Time Warner prüfen
Die EU-Kartellbehörden werden die angekündigte Fusion des
weltgrößten Online-Anbieters AOL und des US-Medienkonzerns Time Warner untersuchen. Der
Firmenzusammenschluss werde Auswirkungen auf den europäischen Markt haben, sagte der Sprecher von
EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti zur Begründung am Dienstag in Brüssel. Auch die "Größe der
beteiligten Unternehmen" mache dies notwendig. Zunächst müsse aber die kartellrechtliche Anmeldung des
Vorhabens abgewartet werden. "Zu gegebener Zeit" werde dann eine Prüfung eingeleitet.
US-Behörden geben sich vorerst zugeknöpft
Die größte Fusion der Wirtschaftsgeschichte wird vor allem die US-Kartellwächter beschäftigen. Sie gaben
sich nach Bekanntgabe des Vorhabens am Montag zunächst zurückhaltend. Ein Sprecher der zuständigen
Behörde FTC bewertete die Fusionsnachricht lediglich als "eindeutig interessant" und stellte in Aussicht,
dass mehrere Behörden in das zu erwartende Prüfverfahren einbezogen werden müssten. (APA/vwd)