Salt Lake City - Drei Wochen vor Prozessbeginn hat Microsoft seinen 1,6-Milliarden-Dollar-Streit (1,56 Mrd. Euro/21,5 Mrd. S) mit dem Softwareanbieter Caldera um das Betriebssystem DOS außergerichtlich beigelegt. Damit hat der weltgrößte Hersteller von PC-Software den Rücken frei bekommen für einen ähnlich gelagerten Rechtsstreit mit der US-Regierung, als dessen Folge sogar eine Zerschlagung Microsofts drohen könnte. Die Microsoft Corp (Redmond, Washington) teilte am Montag nach US-Börsenschluss mit, Caldera werde eine Ausgleichszahlung erhalten, die das Microsoft-Ergebnis im laufenden Quartal um drei Cent je Aktie belasten werde. Das entspräche 154 Mill. Dollar. Analysten sagten der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg jedoch, die Kosten für Microsoft dürften 200 Mill. Dollar deutlich übersteigen. Dies wird angesichts der Risiken für den Konzern nicht als zu hoch eingeschätzt: "Wenn man einen derartigen Rechtsstreit auf diese Weise bereinigen kann, dann ist das positiv", sagte der Analyst Christopher Galvon von Hambrecht & Quist Bloomberg. Der Caldera-Chef Bryan Sparks hatte gedroht, den ganzen Rechtsweg in dem Streit auszuschöpfen. Die Caldera Inc (Orem, Utah) hatte Microsoft vorgeworfen, Ende der 80er Jahre beim Vertrieb seines PC-Betriebssystems MS-DOS das Konkurrenzprodukt DR DOS unlauter behindert zu haben, indem MS-DOS in die neue Windows-Software integriert wurde. Entsprechend wirft die US-Regierung Microsoft unlauteren Wettbewerb vor, weil der Konzern seinen Internetbrowser in Windows integriert hat. Microsoft argumentiert jeweils, mit der Integration entstehe ein neues Produkt, das dem Verbraucher Zusatznutzen bringe. DR DOS wurde von Digital Research entwickelt. Die Firma wurde 1991 von Novell Inc gekauft, die das Recht an DR DOS 1996 an Caldera weiterveräußerte. Am Markt hat sich Microsoft mit DOS/Windows durchgesetzt: Das Betriebssystem läuft auf 95 Prozent aller PC weltweit. Auch im Rechtsstreit mit dem Staat strebt Microsoft nach einer herben ersten Niederlage vor Gericht nun einen Vergleich an. Im vergangenen November hatte ein Gericht Microsoft "räuberische Taktiken" im Umgang mit Konkurrenten bescheinigt. Das Gericht befand: "Microsoft hat gezeigt, dass es seine überwältigende Marktmacht und seine immensen Gewinne einsetzt, jeder Firma zu schaden, die Produkte entwickelt, die den Wettbewerb gegen eines der Kernprodukte von Microsoft verschärfen könnten." Ein rechtskräftiges Urteil in dem Prozess könnte noch Jahre auf sich warten lassen. Im Falle einer Verurteilung könnte Microsoft zerteilt werden. (APA/dpa)