Denn Polizeiserien wie "10-8" oder ähnliche Formate ("Threat Matrix" zB) dominieren das Programm, und geht es um die individuelle oder erst recht um die Staatssicherheit, stellen die MacherInnen lieber die starken Jungs in die erste Reihe. Auf TerroristInnenjagd werden sie geschickt, Bomben sind zu entschärfen, politische Akteure (-innen ist eher fraglich) zu beschützen, das Private vor alledem abzuschirmen; was dem CTU-Agenten Jack Bauer, dem Helden der erst im September auch im deutschsprachigem Raum angelaufenen Serie "24" zum Beispiel nicht gelungen ist.
Opfer oder Hindernis. Oder beides
An "24" (FOX) lässt sich gut ersehen, dass Frauenrollen in diesem Genre unverzichtbar sind. Bloß fungieren sie mehr als Vermittlerinnen der privaten Lebenswelt des Helden und Dynamo für weitere Problemsituationen, in denen es für ihn firm zu handeln heisst, geht es doch um die Wurst namens Überleben: So bringt Kimberley, Jacks Tochter, das Gelingen der eigenen Entführung selbst auf den Weg; ihre Mutter Teri erleidet eine Amnesie, nachdem sie auf der Flucht vor auftragskillenden Rächern das Auto samt Tochter an einem Abhang parkt, das prompt abrutscht und expoldiert; Nina, CTU-Kollegin und Ex-Geliebte Jacks, ist für diese Tragödie indirekt verantwortlich, nachdem sie den Personenschutz für Teri und Kim dezimiert hat; Jamie, Programmiererin und Verräterin, richtet sich selbst, nachdem ihr Verrat aufgeflogen ist, und untergräbt somit schnelleres Vorgehen; die Senatoren-Gattin verschlimmert durch mütterliche Sorge um ihren Sohn die Lage ihres Mannes; ihre Tochter ist bislang ausschließlich als Vergewaltigungsopfer (neben Teri das zweite) eingeschrieben; eine Mitarbeiterin des Senators verrät ungewollt interne, sicherheitsgefährdende Informationen an einen der Killer, weil sie mit ihm schläft und sabotiert furiös beinahe seine Verhaftung. Die Frauen auf der Seite des Bösen kommen schon gar nicht gut weg: eine wird zu Beginn vom Beinah-Ober-Bösewicht exekutiert, war sie doch zu geldgierig und wollte zudem ein neues Leben mit der anderen, von ihr geliebten Bösen führen, die gleich mal nackt zu sehen war. Alles, was irgendwie zur Eskalation gelangte, wurde in dieser Serie bislang den Frauen zugeschrieben. Entweder waren sie Hindernis oder Opfer, und praktischerweise auch beides zugleich. Die Männer, zumindest die (ge)rechten, konnten sich dadurch als problemlösende, potente Akteure erweisen, die zudem durch diesen quasi karthartischen Prozess auch zur Einsicht (und Reue mit Option zur Besserung) über bisherige Fehler im zwischenmenschlichen Bereich gelangten. Dass einer Frau in "24" ähnliches Potenzial zugeschrieben wird, ist zumindest in der ersten Staffel nicht absehbar.
Weiberwirtschaft
Was die US-Serienlandschaft, aus der sich ein Großteil der eingekauften Produkte im ORF speist, in diesem Herbst an neuen Serien, die nicht auf Leading Ladies verzichtet, zu bieten hat, ist nicht spärlich - aber eine Tendenz zu einem bestimmten Genre ist eindeutig. Bis auf "Karen Sisco" (die Rolle, die Jennifer Lopez neben George Clooney in "Out of Sight" gab), Rachael Leigh Cook als FBI-Agentin in "Fearless" oder die zwei Polizistinnen aus "Cold Case" spielen Frauen in der familienfreundlichen Serienliga mit, die für nicht weniger oder mehr Qualität als das actionreichere Segment steht, aber einen Nachteil mit sich bringt: die Screen-Präsenz ist kürzer und weniger intensiv, da die meisten Genre-Serien nur im 30-Minuten-Format produziert werden.