Der jetzige Börsegang sei "unprofessionell und schlampig", führte Oberchristl aus und sagte: "Es ist eine rein politische Aktion, die hier abgelaufen ist." Im besonderen kritisierte Oberchristl, dass die Verhandlungskultur in den Gesprächen der vergangenen Tage und Wochen zu wünschen übrig gelassen habe. "Da wird politisch drübergefahren, für mich ist das wie das Ende der Demokratie", so Oberchristl, es werde nicht einmal der Schein des Verhandelns gewahrt.
Sicherer Kernaktionär vermisst
Auf den Flugblättern, die bei der Betriebsversammlung verteilt wurden, wurde im besonderen kritisiert, dass es jetzt keinen "sicheren Kernaktionär - 25 Prozent plus eine Stimme - mehr" gebe. Es sei zu keiner oberösterreichich-österreichischen Lösung gekommen. "Alle Versprechungen und Zusagen der Regierung und des Landeshauptmannes wurden nicht eingehalten", hieß es auf den Flugblättern, für die die Fraktion Sozialdemokratischer Betriebsräte der voestalpine verantwortlich zeichneten
Der designierte Präsident der OÖ Arbeiterkammer, Johann Kalliauer, kündigte am Rande der Betriebsversammlung an, die Kammer werde rechtliche Schritte gegen die jetzige Entscheidung der ÖIAG prüfen. Nicht zuletzt, da die Arbeiterkammer auch Anteile an der leer ausgegangenen Technologie- und Marketinggesellschaft (TMG) hält. Kalliauer: "So kann es nicht sein, dass der Bestbieter durch die Finger schaut."
Stimmung bei Betriebsversammlung Schiene "gedrückt"
Die Stimmung bei der Betriebsversammlung der voestalpine Bahnsysteme in Leoben-Donawitz in der Obersteiermark war laut dem Betriebsratsvorsitzenden Josef Gritz "gedrückt". Die rund 800 anwesenden Mitarbeiter wurden von Gritz über die Abfolge der Privatisierung und die Auswirkungen informiert. Auch die Tatsache, dass die Mitarbeiterstiftung nun rund 10,3 Prozent der Anteile hält, konnte nicht für Beruhigung sorgen. Über den großen Besucherandrang von Kollegen aus den Werken Kindberg, Bruck/Mur und Zeltweg zeigte sich Gritz aber "froh und überrascht".
Die Sitzung hatte um 9.00 Uhr morgens begonnen, schilderte der Betriebsratsvorsitzende: Erst seien nur sehr wenige Kollegen gekommen, aber dann sei der Versammlungssaal übervoll gewesen. "Wir hatten gar nicht genug Sessel", so Gritz zur APA. Immerhin sei in keinem der obersteirischen Standorte die Produktion gedrosselt worden oder gar still gestanden. Am Standort Donawitz gebe es rund 2.000 Beschäftigte, es seien alle gekommen, die nicht unmittelbar mit der Erzeugung beschäftigt gewesen seien.
Zur Mitarbeiterbeteiligung stünden die Beschäftigten gut, so Gritz. Im Jahr 2000 sei es nicht so leicht gewesen, die Kollege davon zu überzeugen. Aber durch eine Klausel im Kollektivvertrag sei es gelungen, über einen kaum spürbaren Teil des Lohnes die Mitarbeiterbeteiligung des Einzelnen zu finanzieren.