Linz - Die Grünen werden die Frage einer eigenen Kandidatur
bei den Präsidentschaftswahlen im Dezember entscheiden, lassen aber
immer mehr eine leichte Präferenz für eine eigene Bewerbung erkennen.
Der stellvertretende Klubobmann Karl Öllinger erklärte zum Abschluss
der Grünen Klubklausur am Mittwoch in Linz, angesichts der sich
abzeichnenden beiden Kandidaten Benita Ferrero-Waldner bei der ÖVP
und Heinz Fischer bei der SPÖ wollten die Grünen nicht nur dazu
beitragen, einen "faden" Wahlkampf zu beleben. Auf die Frage, ob die
grüne Vizechefin Eva Glawischnig tatsächlich eine Kandidatin wäre,
meinte Öllinger, ihm fallen viele geeignete Persönlichkeiten ein.
Eine Kandidatur sei aber unter anderem auch eine finanzielle Frage.
Unterstützung für Fischer "sher schwierig"
Zunächst sei er diesem Thema "sehr skeptisch" gegenüber gestanden.
"Je mehr ich mich damit auseinander setze, umso mehr finde ich es
wichtig, dass wir diese Frage sehr seriös und sauber klären". Auf die
Frage, ob sich die Grünen eine Unterstützung von Fischer vorstellen
könnten, wenn die FPÖ niemanden kandidiere, meinte Öllinger: "Das
sehe ich sehr schwierig". Zu Beginn der Debatte habe man sich von
Seiten der Grünen "eher Fischer" vorstellen können, aber "ich würde
das nicht als das Ende der Debatte bezeichnen".
Die Grünen würden eine Kandidatin bevorzugen, wobei er gleich
hinzufügte, "es ist sehr schwer vorstellbar, Ferrero-Waldner zu
unterstützen". Also ist es egal, ob man Ferrero-Waldner oder Fischer
unterstützt? - Öllinger: "Weder noch". Sollte es zu einem zweiten
Wahlgang kommen, werde man aber jetzt nicht den "zweiten Schritt vor
dem ersten setzen".
Öllinger für "Bürgerpräsidenten"
Jedenfalls wäre das Amtsverständnis eines Bundespräsidenten zu
hinterfragen. Öllinger spricht sich für einen "Bürgerpräsidenten"
oder eine "Bürgerpräsidentin" aus. Diese sollte sich beispielsweise
bei wichtigen Themen außerhalb der Parteipolitik wie dem
Pflegeskandal in Lainz nicht nur zu Wort melden, sondern "sich auch
dorthin stellen und die Verhältnisse im Geriatriezentrum zu einem
Thema machen". Dies wäre eine "große Chance, die würde ich mir
wünschen, für dieses Amt zu nützen".(APA)