Wien - Ausreichende Schutzmaßnahmen für Frauen, die von
ihren Männern oder Lebensgefährten mit dem Umbringen bedroht werden,
forderte am Mittwoch per Aussendung die Wiener
Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie. Jedes Jahr würden
entsprechende Ankündigen wahr gemacht.
Aktueller Fall
Das Problem habe wieder traurige Aktualität gewonnen, nachdem
vergangene Woche eine Frau in Wien-Hernals von ihrem Mann auf offener
Straße erstochen worden war. Gegen den Täter lagen bereits mehrere
Anzeigen vor. "Eine Anzeige auf freiem Fuß ist in so einem Fall nicht
ausreichend", so Rosa Logar, Geschäftsführerin der Wiener
Interventionsstelle. "Morddrohungen sind in Österreich strafbar und
zur Verhinderung der Tat gibt es den Haftgrund der
Tatausführungsgefahr, auch Personenschutz wäre denkbar." Allerdings
mangle es an Bereitschaft seitens der Justiz, alle gesetzlichen
Mittel auszuschöpfen, um Menschenleben zu retten.
Schulungen für RichterInnen
Die Wiener Interventionsstelle fordert deshalb verpflichtende
Schulungen zum Thema Gewalt in der Familie für RichterInnen und
StaatsanwältInnen. Anzeigen müssten rasch bearbeitet und Sofortmaßnahmen
zur Verhinderung weiterer Gewalttaten gesetzt werden, so Logar.
Aussagekräftige Statistik
Laut Kriminalstatistik passiert in Österreich mehr als die Hälfte
aller Morde innerhalb von Beziehungen. Bei diesen Delikten werden in
der Mehrzahl Frauen und Kinder von ihren Ehemännern, Lebensgefährten,
Vätern oder anderen männlichen Bekannten umgebracht. Viele dieser
Morde werden angekündigt. Die Anzeigen und Faktoren für Gefährlichkeit sind oft bekannt, werden
aber zu wenig beachtet. Immer wieder müssten Opferschutzeinrichtungen
wie die Wiener Interventionsstelle erleben, dass ihre Klientinnen
ermordet werden. "Und dies obwohl der österreichische Rechtsstaat über
Mittel verfügen würde, um gefährdete Frauen vor ihren potentiellen
Mördern zu schützen", heißt es in der Aussendung abschließend. (APA/red)