Mannheim/Washington - Die Wirtschaftsaussichten für Deutschland werden freundlicher. Es gebe Anzeichen einer Belebung, erklärte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim. Der ZEW-Stimmungsindex stieg von 52,5 Punkten im August auf 60,9 Punkte im September. Auch das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel erklärte, besser gefüllte Auftragsbücher, ein Produktionsanstieg im verarbeitenden Gewerbe, niedrige Zinsen und ein positiveres Investitionsklima deuteten für das dritte Quartal auf eine leichte Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) hin.

Nach Ansicht der Konjunkturexperten ist die wirtschaftliche Talsohle nun durchschritten. Während es vor einem Monat nur die Börsendaten gewesen seien, signalisierten nun auch erste Fundamentaldaten eine beginnende wirtschaftliche Erholung, erklärte das ZEW. Auch Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sagte, es gebe inzwischen "einige Indikatoren" für eine wirtschaftliche Belebung in Deutschland in der zweiten Jahreshälfte. Dazu zähle auch die positive Entwicklung in den USA und Japan. Wichtig seien aber vor allem die geplanten Reformen in Deutschland. Sie dürften nicht zerredet werden.

Unsicherheiten überwunden

Die Forscher halten daher an ihrer Voraussage einer Konjunkturerholung zu Beginn des nächsten Jahres fest. Die Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg seien genauso überwunden wie der Börsencrash, erklärte das Kieler Institut in seinem Gutachten. Die vorgesehene Senkung der Einkommenssteuer zu Beginn des kommenden Jahres werde wichtige Impulse für die Konsumnachfrage liefern. Zudem würden die Exporte mit einer allgemeinen Belebung der Weltwirtschaft wieder anziehen.

Unterdessen schraubte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Konjunkturprognosen für die Euro-Zone für 2003 und 2004 deutlich nach unten. Im laufenden Jahr werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den zwölf Ländern der Währungsunion nur um 0,5 Prozent und im kommenden Jahr um "rund zwei Prozent" zulegen, heißt es in einem in Washington veröffentlichten Bericht. Als einen Grund für das langsame Wachstum nannten die IWF-Experten den hohen Euro-Kurs im Vergleich zum Dollar; dadurch seien die Exporte der europäischen Länder weniger wettbewerbsfähig.

Im April hatten die IWF-Konjunkturexperten das Wachstum für 2003 mit 1,1 Prozent noch mehr als doppelt so stark eingeschätzt. Für das kommende Jahr waren damals 2,3 Prozent Wachstum angenommen worden. Wie der Bericht hervorhob, wird die anhaltende Stagnation in der gesamten Euro-Region erst nach und nach überwunden. Der Währungfonds riet der Europäischen Zentralbank (EZB) zu einem Kurs der niedrigen Zinsen, um das Vertrauen der Märkte aufrecht zu erhalten. (APA)