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Schüssel: Die CSU ist die modernste Volkspartei überhaupt

Foto :APA/dpa/Armin Weigel
München/Berlin - Während für den Einzug von Bayerns Ministerpräsidenten Edmund Stoiber das fetzige Lied "Going for victory" aufgelegt wurde, hatte man man sich für den Gast aus Österreich etwas Besonderes ausgedacht: den Radetzkymarsch. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel genoss es sichtlich, am Samstag als Ehrengast auf der zentralen CSU-Wahlkampfkundgebung in der mit 4000 Zuschauern nicht gerade vollen Münchner Olympiahalle sprechen zu können.

Denn kommenden Sonntag wird in Bayern gewählt - laut Schüssel CSU, "denn das ist die modernste Volkspartei überhaupt". Er fügte hinzu: "Wir sind noch ein Stück davon entfernt, was ihr lebt." Er hätte sich gewünscht, dass Stoiber nun nicht die Landtagswahl bestreiten müsse, sondern Bundeskanzler geworden wäre.

An dieser Stelle erhielt Schüssel den meisten Beifall, der dann vom Lob zum Selbstlob überging. Im Gegensatz zum rot-grün regierten Deutschland seien in Österreich Reformen nicht nur diskutiert, sondern schon umgesetzt worden, etwa die Pensionsreform. "Ich bin kurzfristig nicht populärer geworden, aber das ist die Saat, damit künftige Generationen ernten können." Mit den Attacken lieferte er eine gute Vorlage für Stoiber, der Rot-Grün Dilettantismus vorwarf und redete, als ob er noch im Bundestagswahlkampf stecke.

Viele fühlten sich an diesem Samstag auch an das Kanzlerduell vom vergangenen Sommer erinnert, da auch Gerhard Schröder in Bayern auf Tour war. Der Bundeskanzler spielte die Bedeutung seines Auftritts herunter. Er sei ja nur der Begleiter seiner Frau, meinte er, als sich die beiden gemeinsam mit dem Spitzenkandidaten der SPD bei der Landtagswahl, Franz Maget, beim Familienfest in Dillingen, in Doris Schröder-Köpfs Heimatregion, blicken ließen.

Angesprochen auf die Landtagswahl, flüchtete sich der SPD-Chef angesichts der Umfragewerte, die der SPD ein Ergebnis von 20 und der CSU von 60 Prozent prognostizieren, in Galgenhumor. "Ich glaube nicht, dass wir es noch schaffen, die 50-Prozent-Marke zu überspringen." Etwas ernster rief er dann später dazu auf zu kämpfen, "sonst haben wir schon verloren". (Alexandra Föderl-Schmid/DER STANDARD, Printausgabe, 15.9.2003)