Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/ Ali Burafi
Am 3. Oktober wird Taxi fahren in Wien teurer. Die Grundtaxe wird um 50 Cent angehoben - sowohl am Tag als auch in der Nacht sowie an Sonn-und Feiertagen. Das heißt: Noch bevor die ersten Meter gefahren sind, fallen wochentags von sechs bis 23 Uhr 2,50 Euro an. Inkludiert in dieser Grundgebühr sind dann doch exakt 183,5 Meter Fahrt, danach beginnt der Taxameter zu ticken. In der Nacht sowie an Sonn- und Feiertagen sind es 2,70 Euro, die 152,9 Meter beinhalten.

Strecken- und Zeittaxen werden insofern geändert, als kürzere Strecken durch die Bundeshauptstadt bis vier Kilometer Länge künftig etwas teurer, längere Fahrten etwas billiger werden (Details der neuen Tarife siehe Grafik). Neu ist ein Ein-Euro-Zuschlag für Großraumtaxis mit mehr als vier Sitzplätzen.

Nachfrage sinkt seit der Euroeinführung

Das Wiener Taxigewerbe erhöht die Preise in einer Zeit, in der die Wirtschaftslage eigentlich das Gegenteil erwarten lassen würde: Denn die Nachfrage sinkt kontinuierlich - seit der Euroeinführung um zehn bis 15 Prozent.

Auch für den Gelegenheitsverkehr sind die Zukunftsaussichten nicht rosig: Die U-Bahn wird massiv ausgebaut, zum Flughafen startet ab Dezember eine neue Schnellbahnverbindung. Positiv ist: Wien wird als Messe- und Kongressstadt gepusht, Großereignisse wie der Kardiologenkongress waren auch für die Taxler eines.

Umstrittene Preiserhöhung

Die Preiserhöhung war unter den Unternehmern umstritten, Kritiker wissen von einer "Kampfabstimmung" in der Fachgruppe. Deren Obmann Heinrich Frey sagt im STANDARD-Gespräch: "Sicher, es gibt immer welche, die dagegen sind." Vor allem aufgrund der steigenden Lohnkosten sei die Erhöhung aber nötig gewesen. "Wir haben ohnehin bei der Euroumstellung verloren." Im Durchschnitt 1,5 Prozent Verlust sei durch die Tarifabrundung entstanden, hat Wiens oberster Taxler errechnen lassen. "Zu gering, um sich auszuzahlen, zu hoch, um vom Kunden akzeptiert zu werden", sagt Wolfgang Mauer im STANDARD-Gespräch. Der Taxi- und Mietwagenunternehmer ("Biwa") ist einer der schärfsten Kritiker der Tariferhöhung.

"Jämmerlich"

"Eine durchschnittliche Stunde - Stehzeiten eingerechnet - bringt sieben Euro Umsatz. Das ist jämmerlich", so Mauer zum Zustand der Branche, "es gibt zu viele Taxis in Wien." Die Liberalisierung - begonnen mit der Aufhebung der Bedarfsprüfung durch den Verfassungsgerichtshof 1986 - sei misslungen, "eine Limitierung auf 3000 Taxis würde das Gewerbe gesunden lassen".

Laut Fachgruppe fahren in Wien derzeit knapp 3900 Fahrzeuge, vor zehn Jahren waren es noch 4300. Berechtigungen gibt es aber für fast 7300 Taxis.

Knapp sind hingegen die Lenker: "Weil der Beruf familienfeindlich ist und zu wenig Sozialprestige hat", so Fachgruppenchef Frey. Kritiker Mauer hält dagegen: Die Fachgruppe halte die Zahl der Lenker künstlich niedrig, "damit die Mehrwagenunternehmer nicht ausweiten können". So würden die "kleinen" Mitglieder der Fachgruppe, die Einwagenunternehmer, vor Konkurrenz geschützt. Laut Fachgruppe werden jährlich 500 bis 600 Zeugnisse ausgestellt, Mauer schätzt einen Bedarf von tausend. Frey bestätigt: "Es gibt genug offene Stellen."

Die Knappheit treibt den Preis der Chauffeure für die Firmen nach oben - man bemerke: Steigende Lohnkosten werden von der Fachgruppe wiederum als Grund für die Tariferhöhung angeführt.

Ausweichen in die Illegalität

Auf den Standplätzen erzählen Taxler, dass Mehrwagenunternehmer verstärkt in die Illegalität ausweichen und ungeprüfte Fahrer beschäftigen würden. Die Fachgruppe startete deshalb eine "Aktion scharf" und kontrollierte mit Finanzministerium und Sozialversicherungen die Standplätze. "Das Ergebnis konnten sie nachlesen", spielt Frey auf jüngste Berichte an, wonach der größte heimische Mietwagenbetreiber, C&K, wegen Nachforderungen des Finanzamtes in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten ist.

Im Schnitt zwei Drittel seiner Arbeitszeit verbringt ein Taxler mit Warten. Diejenigen, die Anschluss an eine der Fahrten vermittelnden Funkzentralen haben, etwas weniger. Von 3900 Taxis sind 2500 mit einer der drei Funkzentralen - mit den Rufnummern 40100, 60160 und 31300 - verbunden.

Zuschläge sollten fallen

Deren Betreiber kritisieren die Tariferhöhung: "Jetzt nicht klug", glaubt Nikolaus Normann von 31300; "Es betrifft uns nur am Rande, aber die Kunden werden vielleicht noch weniger", so Karl Schlecht von 60160; "Wir hätten uns gewünscht, dass die Zuschläge für die Funkvermittlung fallen", so Franz Necas von 40100, "die Erhöhung bei der Grundtaxe ist aber moderat."

Brancheninsider behaupten, die zurückhaltende Kritik seitens der beiden größeren Funkzentralen, 60160 und 40100, habe mit parteipolitischer Zurechenbarkeit zu tun: 60160 sei rot, 40100 schwarz, 31300 wird ein blauer Touch nachgesagt. Die beiden Ersteren gingen deshalb nicht in Opposition zur Fachgruppe, die wie jede Standesvertretung parteipolitisch besetzt ist. "Stimmt nicht", so die Geschäftsführer unisono, die parteipolitische Zurechnung habe "rein historische Gründe" und "heute keine Relevanz mehr." (Leo Szemeliker, DER STANDARD Printausgabe 13/14.9.2003)