Das von einigen Beobachtern ins Treffen geführte Argument, die Auslandsschweden und die abstimmungsberechtigen Zuwanderer, deren Meinung in den Umfragen nicht oder nur unzureichend erfasst wurde, könnten für ein unerwartetes Ergebnis sorgen, lässt Gilljam nicht gelten. "Das kann so einen großen Unterschied nicht aufwägen".
Späte Entscheidung
Gilljam verwies gleichzeitig auf die noch ausständigen Fernsehdebatten am Freitag und Samstag, die möglicherweise den Trend noch beeinflussen könnten und schränkt gleichzeitig ein: "Auch 1994 (Abstimmung über den EU-Beitritt Schwedens, Anm.) und in den achziger Jahren, als es um den Ausstieg aus der Atomkraft ging, passierte in den letzten Tagen nicht mehr viel. Dass sich viele Leute spät entscheiden, heißt nicht, dass noch große Änderungen passieren", meinte der Politikwissenschaftler in Hinblick auf Vermutungen, die Zahl der Unentschlossenen könnte einen unerwarteten Ausschlag zu Gunsten der Ja-Seite geben.
"2002 stimmte etwas nicht mit der Fragestellung in den Umfragen", so Gilljam zu dem Debakel, das die Umfrageinstitute erlitten, als sie Ministerpräsident Göran Persson bis zum Schluss eine vernichtende Niederlage prophezeiten und dieser dann am Wahlabend als strahlender Sieger dastand. Damals, so Gilliam, hatten sich die Demoskopen wegen der falschen Zuordnung von Wählern, die bei den vorangegangenen Wahlen 1988 nicht sozialdemokratisch gewählt, in der Zwischenzeit aber die Farbe gewechselt hatten, zu einer fehlerhaften Prognose hinreißen lassen. "Fehler können auch diesmal passieren" gibt Gilljam zu, "aber ich kann mir nicht vorstellen, worin die bestehen könnten", bekräftigt er seine These.
"Wunschdenken"
Eine von der Tageszeitung "Svenska Dagbladet" am Mittwoch durchgeführte Online-Befragung, die andeutet, dass viele Leute in Schweden dennoch an einen Sieg der Euro-Befürworter glauben, wischt Gilljam vom Tisch: Das sein ein "Wunschdenken" der Leserschaft, "vorwiegend Bürgerliche und Konservative", die eine höherer Ausbildung besäßen. Die "ältesten Leute, wo der Widerstand am größten ist", verwendeten kaum das Internet, so die Einschätzung des Politikwissenschaflers.