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UHBP gemeinsam mit den Voestlern.

foto: apa
Wien - Voest-Betriebsräte haben am Donnerstag Bundespräsident Thomas Klestil um "moralische Unterstützung" ersucht. Wie Betriebsratsvorsitzender Helmut Oberchristl nach einem Treffen mit dem Präsidenten in der Hofburg betonte, habe Klestil "viel Verständnis für uns gezeigt". Klestil habe angekündigt, einige Telefonate zu führen. Dass der Bundespräsident die Voest-Privatisierung stoppen könne, habe man aber ohnehin nicht geglaubt, betonte Oberchristl.

Interessierte Staatsbürger

Die Betriebsräte seien als interessierte Staatsbürger in der Lage die realen Möglichkeiten des Bundespräsidenten einzuschätzen. "Wir haben nicht geglaubt, dass wir heute kommen und der Bundespräsident morgen sagt: Regierung nein!", meinte Oberchristl nach dem ca. 50-minütigen Gespräch. Man habe dem Bundespräsidenten die Sorgen und Ängste der Voest-Belegschaft mitgeteilt und erklärt, dass die derzeit geplante Vorgehensweise "keine Sicherheit" für den Standort bringe. Klestil habe "nach links und rechts mahnende Worte gefunden" und auf seine Stellungnahme bei der Rieder Messe verwiesen, so Oberchristl.

Klestil hat sich für die langfristige Sicherung des Linzer Stahlkonzerns voestalpine ausgesprochen. Nur so könnten die Arbeitsplätze an den österreichischen Standorten garantiert werden, so Klestil in einer Aussendung nach dem Treffen mit Voest-Betriebsräten am Donnerstag. "Aus diesem Grund sollten die Privatisierungspläne nicht unter Zeitdruck, sondern nachhaltig erfolgen", betonte Klestil.

Referenz-Beispiel

Die voestalpine müsse auch weiterhin ein Referenz-Beispiel für die technologische Leistungskraft der österreichischen Industrie auf den internationalen Märkten darstellen, betonte Klestil. Der Bundespräsident sagte den Betriebsräten zu, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten dafür einzusetzen, dass diese Gesichtspunkte - und nicht vornehmlich budgetpolitische - den Ausschlag für die Beschlüsse in den kommenden Tagen bilden sollten.

In Ried hatte sich Klestil für den Erhalt der Voest-Arbeitsplätze und die Wahrung der österreichischen Interessen ausgesprochen. Zudem hatte Klestil betont, die Nachhaltigkeit der Privatisierung sei wichtiger als der Zeitpunkt des Verkaufs der Voest-Anteile. Nach dem heutigen Treffen gab Klestil keine Stellungnahme ab.

Buch, Film, Torte

Auf mögliche Streiks gegen die Voest-Privatisierung wollte sich Oberchristl nicht festlegen: Er wolle nicht "jetzt vor Kameras und Mikrofonen sagen, was wir morgen oder übermorgen planen". Es werde aber jedenfalls weitere Aktionen geben. Wenn man eine Menschenkette mit 12.000 Personen zusammenbringe, müsse man sich "vor nichts fürchten", meinte Oberchristl.

Die acht Betriebsräte hatten Klestil Geschenke mitgebracht: Ein Buch und einen Film über den Arbeitsalltag von 60 Voest-Mitarbeitern und eine Linzer Torte. Das Treffen mit dem Bundespräsidenten dürfte bei den Betriebsräten ganz gut angekommen sein. Zumindest Angestelltenbetriebsrat Fritz Sulzbacher zeigte sich nach dem Treffen begeistert: "Jetzt bin ich ein Klestil-Fan geworden." (APA)