Ernsthafter Vorschlag?
SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Barbara Prammer fragte sich, warum Schüssel in den letzte zehn Jahren sämtliche Vorschläge von ihr, die in diese Richtung gingen, verhindert habe. Sie bezweifelte deshalb in einer Aussendung am Mittwoch die Ernsthaftigkeit des Vorschlages und vermutete ein "Schlupfloch" in der großen Ankündigung. Dazu verwies sie auf den Zusatz des ÖVP-Chefs, wonach ein Rechtsanspruch kommen werde, "sollte die Wirtschaft dazu bereit sein."
ÖGB fordern bessere Rahmenbedingungen
Die ÖGB-Frauen verlangten bessere Rahmenbedingungen für das von Schüssel angekündigte Recht auf Teilzeit. Es müsse ein Rückkehrrecht auf Vollzeit und eine bessere Bewertung der Kindererziehungszeiten im Pensionsrecht gewährleistet sein. Teilzeit werde oft nur in wenig qualifizierten und schlecht entlohnten Bereichen angeboten. "Ohne entsprechende Rahmenbedingungen wird das geplante Elternteilzeit-Modell zur Karriere-Einbahn", stellte ÖGB-Frauenvorsitzende Renate Csörgits in einer Aussendung fest. Dass die Eltern-Teilzeit nur in Betrieben ab 20 Beschäftigten möglich sein soll, schließe außerdem viele Eltern von dem Angebot aus.
ÖVP: Rückkehrrecht vorhanden
"Das Recht auf Teilzeit für Eltern von Kindern bis zum siebenten Lebensjahr ist im Regierungsprogramm vorgesehen, das werden wir so auch umsetzen", kündigte hingegen ÖVP-Sozialsprecher Walter Tancsits in einer Aussendung an. Auch das Recht auf Rückkehr zur ursprünglichen Arbeitszeit solle darin beinhaltet sein.
"Der notwendige und nun endlich realisierte Rechtsanspruch auf Teilzeit ist eine neuerliche Erleichterung für betroffene Eltern" meinte auch ÖVP-Familiensprecherin Ridi Steibl. Die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit stelle eine wichtige Maßnahme zu einer familienfreundlicheren Gesellschaft dar, sagte sie ebenfalls in einer Aussendung am Mittwoch. Sie ist überzeugt: "Junge Frauen wollen nicht mehr zwischen Beruf und Familie wählen müssen, sie wollen beides und sind nicht bereit, auf einen Lebensbereich zu verzichten."
Der ÖVP-nahe Familienbund begrüßte den Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit. "Damit wird eine langjährige Forderung des Familienbundes erfüllt," sagte Präsident Otto Gumpinger in einer Aussendung. Der Wunsch nach flexiblerer Arbeitszeit habe bei jungen Eltern oberste Priorität. Gumpinger appellierte aber an die Wirtschaft, den Anspruch tatsächlich ernst zu nehmen und somit jungen Eltern die Balance zwischen Familie und Arbeitswelt zu erleichtern.
Wirtschaft will "soziale Verantwortung übernehmen"