Washington/Paris - Die weltweiten Finanzmärkte haben sich von Aktieneinbrüchen, Bilanzskandalen und politischer Unsicherheit nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) erstaunlich gut erholt. Dazu beigetragen hätten die niedrigen Zinsen in den USA und Europa, hält der IWF in seiner am Dienstag in Paris vorgestellten halbjährlichen Analyse der Lage auf den Finanzmärkten fest. "Das Pendel schwingt in Richtung größerer Risikobereitschaft", heißt es in dem Bericht.

Die Aktienkurse seien aber in Erwartung einer Wirtschaftserholung gestiegen, die noch nicht vollends eingetroffen ist. Sollten gute Ergebnisse in den Quartalsberichten der Unternehmen ausbleiben, sei ein erneuter Einbruch der Kurse nicht auszuschließen, warnte der IWF. Er forderte Regierungen zu einer Politik auf, die das Vertrauen von Verbrauchern und Unternehmen stärkt. "Vertrauen ist wichtig, um neue Investitionen zu erwirken - das ist bisher das Schlüsselelement, das im Aufschwung fehlt", heißt es in dem Bericht.

Bilanzrichtlinien verschärfen

Der IWF forderte die Unternehmen auf, ihre Bilanzrichtlinien weiter zu verschärfen. Die Aufsicht über Versicherungen und Rückversicherungen müsse gestärkt und unternehmensinterne Pensionsfonds besser reguliert werden. Auch die angesichts der unsicheren Lage auf den Finanzmärkten hohe Liquidität bei Investoren berge Risiken, warnte der IWF. Große Summen könnten plötzlich in eine bestimmten Anlageform fließen und eine Schieflage auf den Finanzmärkten erzeugen.

Der IWF veröffentlicht zwei Mal im Jahr einen Bericht über die Stabilität der globale Finanzmärkte. Damit sollen Risiken früh erkannt und Krisen verhindert werden. Leiter der federführenden Kapitalmarktabteilung ist der Deutsche Gerd Häusler. (APA/dpa)