Wien - "All das was in den vergangenen Tagen von der oberösterreichischen Landespolitik in Zusammenhang mit den Privatisierungsschritten für die Voestalpine kommuniziert wurde, kann bestenfalls mit der Nervosität im Wahlkampf erklärt werden. Die Pläne des Landeshauptmanns haben jedenfalls nichts mehr mit einer Privatisierung zu tun und konterkarieren das Regierungsprogramm", betonte der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Lorenz Fritz, heute Dienstag in einer Aussendung.

Landesbeiteiligung "neue Bürde"

"Es ist das gute Recht eines Landeshauptmanns, oberösterreichische Mitbürger und Unternehmen zum Erwerb von voestalpine-Aktien aufzurufen. Eine Landesbeteiligung ist jedoch eine neue Bürde für die voestalpine und damit für Unternehmenserfolg und Arbeitsplätze kontraproduktiv."

Fritz verwies vor allem auf die Wünsche des Vorstandes, der die Voestalpine "exzellent managt" und auf einen nachhaltigen Erfolgsweg geführt habe. "Wie soll auf einer internationalen Roadshow erklärt werden, dass nunmehr statt dem Staat das Land Kerneigentümer des Unternehmens ist? So schreckt man Investoren ab."

Die beste Absicherung von Arbeitsplätzen schaffe man durch die Tüchtigkeit des Managements, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und durch gute Standortbedingungen. "Dazu braucht man keinen öffentlichen Kernaktionär, weder mit Hosenträgern, noch mit Gürtel oder beidem." Oberösterreich sei somit auf dem besten Weg in die internationalen Wirtschaftsmedien, allerdings mit Kommentaren, die Unverständnis und Amusement über dieses Österreich ausdrücken. Von dort zur internationalen Lachnummer zu werden, sei es nicht weit.

WdF: Politik macht ÖIAG-Manager zu "Marionetten"

Das Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF) hat am Dienstag die heftige politische Debatte um die Vollprivatisierung der voestalpine zum Anlass genommen, um einen "echten" Rückzug der Politik aus der Wirtschaft zu fordern. Auch der heimische Finanzmarkt werde durch das Hin und Her der Eigentümer in Mitleidenschaft gezogen. In einer Aussendung kritisiert das WdF vor allem aber, dass die Einmischung durch die Politik die ÖIAG-Manager wie "Marionetten" dastehen lasse und dem "professionellen Image" der Führungsmannschaft schade.

Seit dem Beschluss der ÖIAG-Hauptversammlung vom 4. Juli d.J. habe das ÖIAG-Management den klaren gesetzlichen Auftrag gehabt, die Privatisierung vorzubereiten und umzusetzen. Durch die politischen Diskussionen sei die Führungsmannschaft der Staatsholding aber nicht nur in diesem Vorhaben behindert, die Organe seien auch in ihrer Verantwortung als Führungskräfte massiv eingeengt worden, bemängelt das WdF, das als überparteiliche Interessenvertretung österreichischer Manager rund 3.000 Führungskräfte vertritt. Oberösterreichs Industrie legt sich quer

Ebenfalls ein klares Nein zu einer Beteiligung des Landes Oberösterreich an der Voestalpine AG kommt von der oberösterreichischen Industrie. Das wäre "genau das Gegenteil von dem, was durch die Privatisierung erreicht werden soll", hieß es in einer Aussendung der oberösterreichischen Industriellenvereinigung vom Dienstag.

Ziel der Privatisierung sei es, die öffentliche Hand und damit den politischen Einfluss "von dem exzellent geführten Unternehmen" fern zu halten, so die Industriellenvereinigung, "eine Beteiligung des Landes würde nur dazu führen, dass statt der Bundespolitik die Landespolitik die Unternehmensentwicklung mitbestimmen möchte, was für einen international tätigen Konzern nur negative Folgen haben könnte".

Gegen ein Vorkaufsrecht des Landes hat die Industrie hingegen nichts, dieses müsse aber "auch für diejenigen, die privaten österreichischen Investoren misstrauen, als Sicherheit genügen", stellte der Geschäftsführer der OÖ. Industriellenvereinigung, Kurt Pieslinger, fest. (APA)