"Eine Operation wie viele andere"
Prodi bestritt, dass mit dem Erwerb der Telekom-Quote das Milosevic-Regime begünstigt worden sei. Der Deal sei 1997 abgeschlossen worden, während der Krieg im Kosovo zwei Jahre später ausbrach. Die italienische Regierung habe sich in der Transaktion nicht eingemischt. Sie sei ausschließlich eine Initiative der Telecom Italia gewesen. Prodi dementierte außerdem, dass die Übernahme der Quote an der Telekom Serbia die italienischen Staatskassen belastet habe. "Es war eine Operation wie viele andere ohne Auswirkungen auf die Staatskassen" meinte Prodi.
Schmiergelder
Prodi war in den vergangenen Tagen vom skandalumwitterten Geschäftsmann Igor Marini erneut beschuldigt worden, Schmiergelder im Zusammenhang mit der Übernahme der Beteiligung an der Telekom Serbia kassiert zu haben. Der EU-Kommissionspräsident erklärte sich zum Opfer einer "gewalttätigen politischen Kampagne", die auf Grund der Aussagen eines zwielichtigen Zeugen (Marini, Anm.) geführt werde, der seit 8. Mai wegen Geldwäsche in Untersuchungshaft ist. Prodi beteuerte, er wolle als Zeuge vor der parlamentarischen Kommission aussagen, die in Rom Klarheit über den Skandal um die Telekom Serbia schaffen will.
Nach Ansicht der Opposition versucht das Berlusconi-Bündnis mit den Vorwürfen vor allem Prodi zu verunglimpfen, der bei den nächsten Parlamentswahlen 2006 als Spitzenkandidat der Opposition gegen Berlusconi antreten will. Marini hatte auch Ex-Außenminister Lamberto Dini belastet, der derzeit als Vertreter der italienischen Opposition im EU-Konvent sitzt, sowie den damaligen Minister für Außenhandel, Piero Fassino, zur Zeit Vorsitzender der Linksdemokraten (DS), der stärksten Oppositionspartei.